Die bislang relativ gut geölte PR-Maschine des Zentrums für Politische Schönheit läuft offenbar aus dem Ruder. Sicher gibt es viele Gründe die Syrienpolitik der Bundesregierung zu kritisieren, aber wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel sich nun dafür ausspricht, Flugverbotszonen über Teilen Syriens einzurichten ist das erst einmal keine ganz so falsche Sache, denn Putin und die russische Luftwaffe ignorieren weitgehend den Islamischen Staat und konzentrieren sich auf Angriffe gegen Rebellentruppen, die gegen Assad kämpfen. Und natürlich kann man auch der Ansicht sein, die NATO müsste verstärkt den IS angreifen, militärische gesicherte Zonen für Flüchtlinge einrichten oder gleich alle Grenzen öffnen. Aber all dies, wie sinnig oder unsinnig man es auch finden mag, hat nichts mit Auschwitz zu tun, es hat nichts mit der systematisch Ausrottung der Juden zu tun.
In Syrien herrscht ein fürchterlicher Krieg unter dem Millionen Menschen leiden. Aber ein fürchterlicher Krieg und ein Genozid sind trotz allem zwei unterschiedliche Dinge. Das ist nicht so schwer, das kann man nachlesen und müsste eigentlich auch der PR-Truppe um Phillip Ruch, diesem Musterexemplar eines Intelligenzsimulators, klar sein.
Zentrum für Politische Schönheit: Die Empathie des Publikums füttern
Mit Kinderleichen und Holocaust-Relativierung gegen die „Festung Europa“
Sehr aufschlussreich sind auch die abgehobenen und selbstverliebten Erwiderungen auf Kritik auf Twitter: https://mobile.twitter.com/politicalbeauty/status/699316849096454145?replies_view=true
Woher nimmt Stefan Laurin die naive Sicherheit, dass etwas wie der Holocaust nur einmal in der Menschheitsgeschichte passieren kann?
Nach Hitler und Hussein ist Assad der dritte Diktator, der Chemiewaffen gegen Zivilisten verwendet. Der Schwur Nie wieder Auschwitz fordert gerade zu, dass man vergleicht, um zu warnen!
@J: Ein Genozid zeichnet sich gegenüber anderen Massenmorden dadurch aus, dass er die Vernichtung eines Volkes zum Ziel hat. Assad hat sicher nicht vor die Syrer auszurotten, er ist nur bereit sehr, sehr viele von ihnen zu ermorden, um an der Macht zu bleiben.
Mal eine sehr provokative Hypothese.
Ungeeignete, weil völlig indifferente Vergleiche mit der Shoah sind Sublimationen einer Veehrung für das mysthifizierte Verbrechen an den Juden im Dritten Reich, speisen sich also in Wirklichkeit weniger aus einer distanzierenden als viel mehr aus einer faszinierten Haltung. Die Faszination geht so weit, daß die faszinierende Tat wie bei einem Fan, distanzlos bei nahezu jedweder Lebenslage als Erklärungsmuster oder als ästhetisierendes Sujet herangezogen wird.
Was ich hier beschreibe wäre eine Art verdrängender Kryptonazi im Gegensatz zu einem seine "Verdrehung" offen auslebender Neonazi.
Da der erste Versuch hier zu diesem Thema zu kommentieren wohl im Spamfilter stecken geblieben ist, versuche ich es noch mal.
Einfach mal ein Link:
– http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P8-TA-2016-0051+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE
Auszüge, extra auf den Silbertablett serviert:
"…dass es den sogenannten IS und seine ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen …
dass darauf hingewirkt werden sollte, dass der Sicherheitsrat der VN sie zu Völkermord erklärt…"
"…betont, dass der sogenannte IS …, Völkermord verübt…"
Das ist gut eineinhalb Jahre nach der groß verkündeten Allianz gegen den Islamistischen Staat mehr als nur ein Armutszeugnis.
Da wirkt der von Merkel dargebrachte Vorschlag einer, um Jahre zu späte, nur für Syrien begrenzte(Menschen rechts der Grenze(ergo Irak) sind wohl nicht so schützenswert) und nur auf Assad und seine Handlanger abzielende, Flugverbotszone wie blanker Hohn
Aber auch wieder schön zu lesen, wie Laurin wieder mal selbstsicher einen Bumerang schreibt.
@Christian Perzl: Und was hat das mit Auschwitz zu tun? Nur ganz nebenbei: Die Trottel vom Zentrum für Politische Schönheit haben den Tweet mittlerweile gelöscht. Soviel zum Thema Bumerang…
Das Putin weitgehend den IS ignoriert, das ist kompletter Blödsinn, wird aber von interessierter Seite permanent wiederholt. Putins langfristiges Ziel kann nur die Beseitigung des IS sein, denn der destabilisiert auch seine Grenzen. Dass er Al Nusra und ähnliches mit den USA liiertes Gesocks bekämpft, ist deshalb logisch, weil sich Assads Truppen erstmal aus deren Umklammerung befreien müssen. Dazu hat der Fachmann General Kujat bei Anne Will alles gesagt. Es handelt sich um eine sehr plausible militärische Strategie und mir war bisher nicht bekannt dass Stefan Laurin Pazifist ist. Krieg ist nicht schön. Es geht dabei um Effektivität. Auch wenn das zynisch zu sein scheint. Aber ein mittelalterlicher Gottesstaat, der seine Bürger nach belieben tracktiert und köpft, ist zynischer und ich meine damit jetzt nicht nur Saudi-Arabien.
Die USA führen auf fast allen Kontinenten heute genauso Krieg. Da gibt es keinen Unterschied.
Etwas weiteres ist an diesem Artikel hier bemerkenswert. Es wird sofort in die Wade gebissen, wenn sich jemand kritisch mit der devoten Politik von Merkel gegenüber den USA auseinandersetzt. Da wird jedes Fitzelchen eines Statements sofort von Gedankenpolizisten, wie Laurin es einer ist, auf seine politische Korrektheit überprüft und angeprangert.
ach Höddeldipöpp, endlich mal wieder. Das freut mich.
Unabhängig vom Pazifistsein ist dieser Krieg furchtbar. Schon deshalb weil ein riesiger Teil der Bevölkerung betroffen ist, und die Fronten sich wegen der Interessenlage äußerer Mächte fast täglich ändern. In dieser Hinsicht ist es nicht falsch oder pazifistisch, was Laurin schreibt.
Aber Krieg ist eben immer so. Da haben Sie recht. Auch kam Assads Armee zunächst gar nicht an den IS heran, ohne die ihn umzingelnden anderen "moderaten Islamisten" wie al Khaida und andere von der UNO so gekennzeichneten Terrorgruppen zu bekämpfen. Eine andere Kriegsführung wäre selbstmörderisch gewesen. Für Leute, die sich über den Verlauf dieses Krieges informieren wollen, ist es im Reich der deutschsprachigen berichtwerstattung wahrlich nicht einfach einen Durchblick zu gewinnen, weil es hier in all den Monaten bis auf einen Artikel in der "Welt" keinen Artikel zu diesem Thema gab. Es gibt wohl unzählige sich ähnliche Meldungen mit einseitiger Betroffenheits- und Schuldzuweisung. Die Zeiten, in denen deutschsprachige Leser über den Verlauf von Kriegen informiert wurden, liegen 2 oder 3 Jahrzehnte zurück. Im englischsprachigen Ausland gibt es das aber noch. Trotzdem ist es schwierig sich ein Bild zu machen. Denn im Krieg stirbt zuerst die Wahrheit! Ich google übrigens täglich mehrfach nach Informationen aus der letzten Stunde zu unter verschiedenen Stichworten nach diesem Krieg. Vieles was ich zu lesen bekomme ist Wunschdenken, Lüge, (Propaganda), einfach irreführend. Das dauert lange, bis sich da ein Bild abzeichnet. Und man muß "da durch" wollen. Vom Bauchgefühl geht das nicht. Überhaupt nicht, denn alles ist grausam. Man kann also durchaus zu der falschen Vorstellung kommen, daß Assad sich nicht um den IS kümmert. Ich hatte aber übrigens nicht den Eindruck, daß es Stefan Laurin primär um den Krieg ging, sondern um den Zusammenhang, den Merkel herstellen möchte. Das ist etwas anderes. Merkel ist ja in diesem Krieg durch die Luftwaffe auf der Seite der Amerikaner beteiligt, und hier werden Kriegseinsätze der Bevölkerung, die nicht dahintersteht, möglichst positiv beschrieben. In Afghanistan waren es anfangs beinahe "Sozialarbeiterarbeiten", bis es mal nachts zu vielen toten Taliban und Zivilisten kam. Der Offizier kam vor Gericht und hatte einsichtige Richter. Die Politik tat gabz pikiert. Was haben auch die damit zu tun, die die Soldaten in solche Hölle hineinschicken? Die sind doch sauber. Und so ist es jetzt auch mit Merkel. Das nennt man Sand streuen. Nebenkriegsschauplätze aufbauen. Und so habe ich Laurins Anliegen verstanden, daß er mit dieser einen Idee von Merkel nicht einverstanden ist.
Die Sendung mit General Kujat habe ich leider nicht gesehen. Der muß aber einiges gesagt haben, was die Politiker nicht gerne gehört haben. Ich muß mal gucken, wie ich an eine Wiederholung komme. Das interessiert mich nämlich. Was den derzeitigen Stand des Kriegsverlaufs betrifft haben sich die Kurden und kleine Rebellengruppen, die nicht in Genf eingeladen wurden, mit Assads Armee verbündet, haben gemeinsam den Transportweg von der Türkei bis zu den verschiedenen Islamistengruppen gesperrt, und besonders die Kurden machen deftige Geländegewinne. Der Krieg könnte bald vorbei sein, wenn es nicht einen tobenden Erdogan gäbe, der alle seine Pläne in Gefahr sieht, und der auch gemau diesen Kurden nicht einen eigenen Staat gönnen möchte. Das auf keinen Fall. Erdogan hat mehrere Tag mit Mörsergranaten nach Syrien hineingeschossen, (in die Städte) und möchte gern einen Teil Syrien unter seine Kontrolle kriegen. Ob er sich traut,mit Bodentruppen nach Syrien reinzugehen? Ich vermute, daß er Gesicht verlöhre, wenn er sich jetzt pötzlich nicht trauen würde. Aber in das zugestopfte Loch Richtung Aleppo erwartet seine Armee so viel Feuerkraft, daß es, abgesehen von den UNO- Verurteilungen, auch viel Blut kosten würde. Aber wenn ein Macho Gesicht verlieren würde? Die geringsten Verluste drohten ihm bei einem Einmarsch in Kobane. Vermutlich wird er dort rein, falls er muß.
Was die Kurden betrifft, ist deren Bündnis mit Assad nur begrenzt. Sie haben eigene Pläne. Sie wollen ein zusammenhängendes eigenes Staatsgebiet. Dazu müssen sie etwa 70 km IS-Land erobern. Mit der russischen Luftunterstützung wird ihnen das schnell gelingen. Und dann?
Ich bin halt solch ein Typ, der sich immer fragt, wie es danach weitergeht. Vor allem ist mir aufgefallen, daß ich überhaupt nicht weiß, was Obama zu den Plänen Erdogan sagt, zu den Kurden, die seine Verbündeten sind, jetzt aber von den Russen Feuerschutz kriegen, und und und.
@Stefan Laurin
Ob jetzt die Hansel ihrern Tweet gelöscht haben oder nicht ist für die Frage was jetzt in Syrien und Irak herscht herzlich egal.
Die Reaktion darauf sagt aber viel über den hier herrschenden Sündenstolz aus… ich glaub der IS könnte Rom den Erdboden gleichmachen und hier würde man noch mit den Brustton der Überzeugung wortreich erklären "Aber WIR waren die größeren Schlächter und Ungeheuer"
Zu deiner Frage: Du hast selber großspurig den Auschwitzvergleich mit Genozid verbunden. Gleichzeitig gibts du in ein paar Sätzen dein Stammtisch"Völermordexperte" Wissen feil und definierst einfach so "Das was "da unten" abgeht ist vieles aber kein Völkermord".
Ich frage mich also, wieso muss man, um den Vergleich dämlich und grob zu finden, einfach gleich mal einen möglichen (Ja, ich vertraue den Berichten aus Medien, Augenzeugen mehr als dir) Völkermord zu leugnen?