Zukunftsideen für das Ruhrgebiet III: Entdecken

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Eine der renommiertesten deutschen Fachzeitschriften zum Bauen und Planen nicht nur in Deutschland, die Bauwelt, hat in ihrer Ausgabe 7.14 am 14 Februar dieses Jahre ausführlich den Ideenwettbewerb zur Zukunft der Metropole Ruhr besprochen, den der RVR im Laufe des letzten Jahres veranstaltet hat. http://www.metropoleruhr.de/regionalverband-ruhr/informelle-planung/ideenwettbewerb.html Wir haben den zuständigen Redakteur Benedikt Crone gewinnen können, seinen Bauwelt-Text zu den 5 Wettbewerbsbeiträgen noch einmal bei den Ruhrbaronen zu veröffentlichen.

Wir tun das – entsprechend der Anzahl der Entwürfe – in 5 wöchentlichen Folgen, wobei wir jeweils einen direkten Link zu den Plänen und Texten des Entwurfsteams zufügen. Zusammen, so hoffen wir, ist damit eine gute inhaltliche Ausgangsbasis für eine Diskussion gegeben.

Im Folgenden der Text von unserem Gastautor Benedict Krone Folge 3:

Team C: Entdecken

Fragmentiert, heterogen, polyzentrisch – so lautet die Ausgangslage des Ruhrgebiets, der Team C gerecht werden will. Dafür setzt es bei den Quartieren an. Hier, auf der Lokalebene, würden sich leuchtende Räume (statt Leuchttürme) entdecken lassen, die bisher wenig Beachtung fanden – wie die für den Tourismus eigentlich prädestinierte Halterner Seenplatte oder die von Migranten geführte Lokalökonomie der Brautmoden im Duisburger Norden.

Was kann die Politik zu solchen Entwicklungen beitragen? „Temporär verdichten und intensivieren“, meinen die Planer. Das heißt u.a.: Eine Grundstücks- und Immobilienagentur wählt auf Empfehlung von Bürgern und Unternehmern Orte aus, an denen temporär öffentliche Veranstaltungen stattfinden. Die Aktionen verschaffen den Gebieten überregional Aufmerksamkeit und setzen wirtschaftliche Impulse. Die Organisatoren erhalten für ihren Einsatz Vergünstigungen, z.B. beim Mieten von Räumen und Flächen. Auch sollen die Orte mit der sie umgebenden Landschaft verbunden werden, indem die Projekte (wie diese aussehen könnten, bleibt im Konzept offen) an „agrikulturelle Angebote“ gekoppelt werden. Um für eine neue, kleinteilige Produktion auf Quartiersebene Experimentierräume zu schaffen, biete sich eine 2-Prozent-Klausel an. Die Regelung würde besagen, dass bei größeren Planungen (ob des RVR, der Kommunen oder des Landes), zwei Prozent der Flächen und der Gebäude an „Pioniere, Kulturinitiativen oder gemeinwohlorientierte Gruppen“ für einen bestimmten Zeit¬raum kostenlos vergeben werden. Davon verspricht sich das Team „neue Formen des Zusammenlebens, des Wirtschaftens und neue Kulturpraktiken“.

Zum „Verdichten“ trage auch ein neues Verkehrsnetz bei. Gerade der Individualverkehr und der ÖPNV sollte aufeinander abgestimmt werden: durch Carsharing, Schnellwege für Fahr- und Elektroräder und ein „nutzungssensitives Preisverfahren“ für Straßen und Parkplätze. Die A40 könnte zweitweise für einen Marktplatz oder auf lange Sicht für einen Ruhrboulevard gesperrt werden. Eine Unendlichkeitstrasse soll „Zentren unterschiedlicher Hierarchien“ miteinander verbinden, unterstützt von Mobilitäts-Hubs. Diese Hubs sind Verkehrsknotenpunkte, für die die Reisenden online Echtzeit-Infos über Wartezeiten und Streckenoptionen erhalten. Neben den Ideen, die das Team unter Leitplanke Mobilität zusammenfasst, soll sich der Regionalplan an der Leitplanke Landschaft orientieren: Naherholungsgebiete der Region sollen widererkennbar werden (z.B. durch kontinuierliche Baumreihen, klare Wegegestaltung), und bisher undefinierte Freiräume sollen einen Namen bekommen. Am Ende stünde der Politik ein Regionales Regiebuch zur Verfügung, das einerseits verbindliche Vorgaben für den Regionalplan enthält, andererseits aber auch „flexible Regeln und Strategien für ein Regionalmanagement“.

Das Team C setzt sich zusammen aus:

rha reicher haase associierte, Aachen; West 8, Rotterdam;Mobility In Chain, Mailand mit: Kengo Kuma, Tokio; Archimedia architects, Aukland; Institut für Stadt-und Regionalmanagement, München; Transsolar Energietechnik, Stuttgart; STADTart, Dortmund; anOtherArchitect/FutureCitiesLab, Berlin; Legenda, Duisburg; Strategic Partners Group, Berlin; Center for Urban Studies, Havana; Hisako Koura, Osaka University, Osaka

Die Links zum Wettbewerbsbeitrag:

http://ideenwettbewerb.metropoleruhr.de/fileadmin/user_upload/metropoleruhr.de/Ideenwettbewerb/Konzepte_Planerteams/Team_C/Ideenwettbewerb_Finale_PlaeneTeam_C.pdf

http://ideenwettbewerb.metropoleruhr.de/fileadmin/user_upload/metropoleruhr.de/Ideenwettbewerb/Konzepte_Planerteams/Team_C/C_Text.pdf

Man kann die Ausgabe der Bauwelt aber  auch kaufen bzw. bestellen. Analog unter  http://www.bauwelt.de/cms/aboservice.html#einzelheft oder digital als PDF unter http://www.pressekatalog.de/Bauwelt+-+epaper-ebinr_2095179.html?Jahr=2014&Ausgabe=00007&Catalogswitch=0

Link zur Folge 1:

https://www.ruhrbarone.de/zukunftsideen-fuer-das-ruhrgebiet-folge-1/76413

Link zu Folge 2:

https://www.ruhrbarone.de/zukunftsideen-fuer-das-ruhrgebiet-folge-2/76713

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teekay
teekay
10 Jahre zuvor

Fuer mich der bisher schwächste Vorschlag der Reihe. Recht viele hippe Leerphrasen wie ‚Temporär verdichten und intensivieren‘ die eben alles und nichts bedeuten können. ‚Quartiere‘ als Rettungsanker. Wie man Tourismus an die Haltener Seenplatte oder nach Marxloh holt wuerde mich auch interessieren-schöne bzw. interessante Orte-aber wer will das als Auswärtiger sehen, vorallem weil Touristen in Deutschland ueberwiegend aus der EU kommen? Und dann natuerlich irgendwas mit Fahrradwegen. Ist ja nett, aber es wirkt immer so, als ob damit Berufspendler von Duisburg nach Essen oder von Bochum nach Dortmund alles gleich auf’s Rad umsteigen wollten. Und in welcher Weltregion funktioniert Carsharing im Moment? Und zwischendurch mal die A40 sperren. Gut, das wird es bestimmt wieder mal geben, weil das ein Erfolg war, aber das hat doch kaum nachhaltige Wirkung. Wie gesagt, das wirkt ein bisschen unausgegoren und mit dem Trendgenerator verfasst.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

Für mich führt dieser 3. Entwurf irgendwie in die „Irre“. Folgt man den Links zum Wettbewerbsbeitrag, dann erfährt man, was mit leuchtenden Räumen gemeint ist und stößt auf die irritierende, aber völlig ernst gemeinte Frage: „Was wäre wenn… aus dem Ruhrtal neuer deutscher Qualitätswein kommt?“

Theoretisch mag es möglich sein, die Südhänge der Ruhr hinter Essen und Bochum zu roden um dort Terassen anzulegen die man anschliessend mit Weinstöcken bepflanzt. Ich bezweifele allerdings sehr stark, dass dieser Wein von einer so hohen Qualität wäre, dass er international konkurrenzfähig sein kann. Alle Weinbaugebiete in Europa sind historisch über Jahrhunderte gewachsen. Die meisten sind bereits von den Römern angelegt worden und haben eine teils eine 2000 Jahre alte Tradition. Sich gegen solche alten Marken mit einem „modernen“ Ruhrwein zu behaupten, dürfte schier unmöglich sein.

Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie es um die Qualität dieses Weines beschaffen wäre. Als Grenze für den Weinanbau auf der nördlichen Halbkugel gilt der 50. Breitengrad. Das ist die Breite, auf der die Stadt Mainz liegt. Zwar gibt es auch nördlich von Mainz große Anbaugebiete, beispielsweise im Rheintal bis Bonn oder im Elbtal um Dresden und Meissen. Der Anteil an Prädikats- und Quaitätsweinen geht dort jedoch sehr stark zurück, der Anteil an Tafel- und Landweinen steigt hingegen. Das im Rheintal nördlich von Mainz überhaupt noch Prädikats- und Qualitätsweine erzeugt werden können, liegt an den sehr steilen und verhältnismäßig hohen Hängen am Rhein, der Mosel- und Lahnmündung, welche die Sonnenwärme lange speichern und Kaltluft schnell ins Tal abgeben können. Als Sorten können hier allerdings nur noch frühreifende und winterharte Reben verwendet werden, welche die Züchter schon vor erhebliche Anstrengungen stellt. Das Ruhrtal liegt noch einmal hundert Kilometer weiter nördlich als das Siebengebirge bei Bonn. Seine Hänge sind bei weitem nicht so steil und hoch wie die im Rhein- oder Elbtal.

Über einen billigen Tafel- oder Landwein, der dann im 5-Liter-Tetrapack in den Südregalen heimischer Discounter ausliegt, dürfte ein Wein aus dem Ruhrgebiet deshalb vermutlich nicht hinauskommen und ob die Menschen einer Region, für die traditionsgemäss das schönste am Wein das Pilsken danach ist, bei einem solchen Produkt zugreifen werden, wage ich ebenfalls zu bezweifeln.

Günni
Günni
10 Jahre zuvor

@der, der auszog, an der Mosel gibt es Prädikats- und Qualitätsweine!

Die unendliche Mobilitätstrasse im Plan C ist mir unverständlich. Eine liegende 8, zwei mal über den Rhein, zwei mal durch Gelsenkirchen. Die Züge Kreisen und Kreisen.

der, der auszog
der, der auszog
10 Jahre zuvor

@Günni

ich streite gar nicht ab, dass es an der Mosel Qualitäts- und Prädikatsweine gibt. Die Weinregion um Mosel, Saar und Ruwer ist das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt und natürlich begünstigen die steilen und hohen Hänge den Weinbau dort aus denselben Gründen wie im Rheintal. Hier wächst und gedeiht ein hervorragender Riesling, der bei Weißweintrinkern hoch im Kurst steht. Über solche steilen und hohen Hänge wie im Moselgebiet verfügt das Ruhrtal südlich von Essen und Bochum aber nicht.

Darüber hinaus wollte ich mit meiner Kritik lediglich zu bedenken geben, dass es nördlich von Mainz immer schwieriger wird, einen Wein mit der Klassifizierung Prädikatswein oder Qualitätswein zu produzieren und wenn wir jetzt nicht Mainz als nördliche Grenze nehmen, sondern Koblenz, die nördlichste Stadt an der von Dir ins Spiel gebrachten Mosel, dann liegt die Ruhr nochmal 150 km weiter nördlich.

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