Zulassung von Teilzuschauermengen bei Spielen der Fußball-Bundesliga könnte Wettbewerb verzerren

Foto: Robin Patzwaldt

Es war eine Nachricht, die bei vielem Fußballfreunden im Lande zunächst einmal große Erleichterung auslöste. RB Leipzig hat von den örtlichen Behörden in Aussicht gestellt bekommen, zum Bundesligasaisonstart in gut zwei Wochen wieder 20 Prozent der Zuschauerplätze bei Heimspielen in Leipzig besetzten zu dürfen. Gut 8.000 Fans wären das im Falle des Brauseklubs. Dies berichteten am Dienstagnachmittag übereinstimmend diverse Medien.

Nachdem seit März die verbliebenen restlichen Saisonspiele 2019/20 Corona bedingt allesamt völlig ohne Stadionzuschauer über die Bühne gehen mussten, klang das nach einer guten Nachricht. In Wahrheit würde ein solches Vorgehen aber mehr Probleme als Vorteile mit sich bringen. Zumindest dann, wenn man nicht nur auf das damit zu erwirtschaftende Geld schaut, sondern auf einen fairen Wettbewerb Wert legt.

Dass viele Zuständigkeiten in Sachen Corona-Pandemie inzwischen bei den Gesundheitsämtern vor Ort liegen, hat seinen Sinn. Das Pandemiegeschehen ist lokal sehr unterschiedlich, erfordert deshalb natürlich auch unterschiedliche Maßnahmen und Umgangsweisen.

Im Alltag der Bürger bereitet dies durchaus Probleme. Was an einem Ort erlaubt ist, kann wenige Kilometer weiter unter Umständen schon wieder ganz anders aussehen. All dies ist aber zu regeln, wie wir seit Wochen sehen. Im Großen und Ganzen bekommen wir die Auswirkungen von Covid-19 damit ganz gut unter Kontrolle, wie es scheint.

Im Profisport stellt sich die Lage hingegen völlig anders dar. Der Heimvorteil ist im Sport ein unbestrittener Fakt. Zumindest dann, wenn Fans vor Ort sind, die den oder die Gastgeber bei ihren sportlichen Bemühungen lautstark unterstützen.

Sind keine Zuschauer anwesend, schwindet der Vorteil eines Heimspiels rasch. Dies konnte man im Finale der Bundesliga im Juni wunderbar beobachten. Plötzlich gab es deutlich mehr Auswärtssiege als üblich, gingen wesentlich mehr Heimauftritte in die Hose, als das Stadion menschenleer war.

Zu erkennen war dies auch an der Ausbeute von Borussia Dortmund. Der BVB verlor gleich drei seiner Heimspiele nach dem Re-Start, so viele wie schon seit Jahren nicht mehr. Anderen Vereinen erging es ähnlich.

Wenn jetzt also ab Mitte September RB Leipzig, und dann in Kürze womöglich auch andere Klubs, mit Teilzuschauermengen im eigenen Stadion antreten dürfen, andere Bundesligisten hingegen noch immer auf ihre Fans verzichten müssen, dann schafft das nicht nur eine zusätzliche wirtschaftliche Ungerechtigkeit im Wettbewerb innerhalb der Liga.

Eine solche Entwicklung würde natürlich auch zu sportlichen Verwerfungen führen, die keiner will. Selbst in Leipzig könnte man auf einen so herausgespielten Punktevorsprung auf die Konkurrenz sicherlich nicht stolz sein, sollte er am Ende der Saison dann womöglich zu einer Entscheidung führen, die es ansonsten vielleicht so niemals gegeben hätte.

Es geht also, egal wie man die grundsätzliche Entscheidung Zuschauer in den Stadien wieder zu erlauben grundsätzlich auch findet, nur, wenn innerhalb der Bundesliga diesbezüglich eine Gleichbehandlung, und sei es auf freiwilliger Basis, aller Mannschaften vorgenommen wird.

 

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[…] Tagen, Wochen, ja vielleicht Monaten immer wieder erforderlich sein. Kaum vorherzusagen, welchen Einfluss das Ganze dann am Ende auf den sportlichen Wettbewerb haben […]

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[…] scheint, drohen uns hierzulande dann rasch erhebliche Wettbewerbsverzerrungen, die noch weit über Ungerechtigkeiten durch die unterschiedlich hohe Anzahl von Fans in den Stadien hinaus […]

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