Zum AstraZeneca Stopp – Die Bundesregierung hat fertig und weiß nicht, was sie tut


Seit gestern darf AstraZeneca nun nicht mehr verimpft werden. Um ehrlich zu bleiben, ich persönlich halte den Impfstoff auch für ein vergleichsweise mittelmäßiges Präparat. Mittelmäßig, da mit dem Pfizer und Modena Impfstoff wenigstens zwei Alternativen zur Verfügung stehen, die bei ähnlichen zu erwartenden Nebenwirkungen deutlich mehr Schutz bieten. 70% oder 95%, wer ein wenig Ahnung von kombinierten Wahrscheinlichkeiten hat weiß, dass wir nicht über 25% Unterschied sprechen, sondern bedeutend mehr. Ein Faktor aber sticht hervor: 100% Schutz vor tödlichen Verläufen. Für mich ist es das Argument, auch den AstraZeneca Impfstoff zu nehmen.

Und hier beginnt die Pyramide des Versagens, an deren Spitze zum ungünstigsten Zeitpunkt der bundesdeutschen Geschichte, der wohl am wenigsten geeignete Bundesgesundheitsminister sitzt. Jens Spahn wirkte zuletzt nicht nur verunsichert, er wirkt völlig überfordert. Es ist zu konstatieren: Ein Bankkaufmann, der offensichtlich schlecht beraten wird, dem das persönliche Profil fehlt, ist kein guter Führungsmann in einer gesundheitlichen Krise.

Man könnte die Diskussion stark kondensieren: Es geht um den ehrlichen Umgang mit dem Tod, mit Krankheiten und das schon beinahe perverse Kommunikationsversagen.

Um uns herum sterben Menschen, seit Beginn der Evolution. Das war nie anders, das ist Teil des Lebens. Seit einigen Jahrzehnten wird den Menschen aber gerne verkauft, dass es 100%ige Sicherheit gäbe, 1 oder 0. Ehrlich wäre es gewesen, wenn nicht nur die Bundesregierung sondern die gesamte EU von Anfang an klar kommuniziert hätte: Nichts auf der Welt ist ohne Risiken, der Nutzen der Impfungen überwiegt das Risiko, eine Infektion mit dem Coronavirus und eine weitere Verbreitung in der Bevölkerung sind wesentlich riskanter – und ein paar Menschen werden sterben. Möglicherweise wegen der Impfung. Wir alle treffen jeden Tag Entscheidungen, die im dümmsten Fall zu unserem oder dem Tod anderer Menschen führen.

Ich betreibe Sport, vermutlich muss man mich als ambitioniert und trainiert bezeichnen. Man käme vermutlich nicht auf die Idee zu vermuten, wenn man von mir beim Laufen oder auf dem Rad überholt wird, dass auf meinem Shirt groß und in leuchtender Schrift „präsentiert von der internationalen Pharmaindustrie“ stehen müsste. Ich habe Heuschnupfen, ziemlich stark. Über die Jahrzehnte kam es zum Etagenwechsel -> saisonales Asthma -> ganzjähriges Asthma -> eingeschränkte Lungenfunktion. Ich nehme das ganze Jahr über Medikamente, mehrere. Cortison, Salbutamol, Desloratadin, Fluticasonfuroat. Medikamente, für die ich ärztliche Bescheinigungen benötige, um keine Probleme mit Anti-Doping-Agenturen zu bekommen. Im Endeffekt ist es eine bewusste Entscheidung, nicht nur für den Sport, sondern auch dafür, im Sommer überhaupt vor der Haustür atmen zu können.

Hier ein Best-of der Nebenwirkungen (über alle Präparate hinweg):

Knochenbrüche, Muskelkrämpfe, Bronchitis, Pilzinfektionen, Angina Pectoris, Herzrhythmusstörungen, Herzjagen, Angstzustände, Halluzinationen, Trübung der Augen (ggf. partieller Sehverlust), minimale Steigerung der Karzinogenität.

Die meisten davon sind sehr selten, geschätzt um 1 von 10.000 Fällen. Aber sie sind real und dokumentiert, das kann passieren. Dem gegenüber stehen mehrere Din A4 Seiten leichter Nebenwirkungen, die ich regelmäßig spüre. Und: So geht es Millionen von Deutschen, jeden Tag.

Bei der aktuellen Debatte um AstraZeneca reden wir aktuell über 1:250.000, dass eine Sinusvenenthrombose auftritt. Zum Vergleich, eine von 100.000 Personen hat im Jahr eine Sinusvenenthrombose, deren Ursprung nicht geklärt werden kann. Sprich: Pech. Einfach Pech.

Eine gute Krisenkommunikation beginnt mir Aufrichtigkeit. Dass sich Frau von der Leyen bei der Impfstoffbeschaffung als Deal-Makerin versucht hat und erneut grob gescheitert ist, wird in die Geschichtsbücher als Lehrbeispiel für schlechte Personalauswahl eingehen.

Die gesamte Kommunikation war von Anfang an zum Scheitern verurteilt und trägt die immergleiche Handschrift der Verantwortungslosigkeit. Es ist seit Jahren Brauchtum und Sitte, dass Risiken und Probleme nicht benannt, sondern negiert werden. Negiert, bis das Problem unübersehbar groß ist. Anstatt Verantwortung zu übernehmen, versteckt man sich dann hinter dem vermeintlichen Schutz der Bevölkerung. Richtig wäre es, persönliche Verantwortung zu übernehmen und für die Konsequenzen einstehen. Auch, wenn es weh tut.

Als Helmut Schmidt 1977 den Befehl zum Sturm auf die Landshut gab war ihm klar, dass möglicherweise nicht alle Einsatzkräfte und Passagiere überleben würden. Ganz klar war ihm aber, dass Hans Martin Schleyer sterben würde. Es war der Preis für einen Sieg über die RAF.

Nicht alle werden die Coronakrise überleben, nicht jeden Menschen können wir retten. Das ist für Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr Tagesgeschäft. Ungefragt. Wollen wir die Coronakrise beenden und so Leben retten, müssen wir auf der anderen Seite ein Risiko eingehen. Das war von Anfang an klar. Die Bundesregierung war aber so verantwortungslos, den Menschen in diesem Land zu verkaufen, ihr wildes Herumlavieren mit Inzidenzen und Verordnungen könne quasi endlose Sicherheit schaffen. Planlos, ohne Strategie. Dass gerade von neuen Impfstoffen ein Risiko ausgehen kann, war von Anfang an klar. Mit genau dieser Deutlichkeit hätte man Vertrauen schaffen können.

Sicherheit bieten Impfstoffe. Und diese Sicherheit hat einen Preis, das gilt es deutlich und klar zu vertreten. Ebenso, wie eine Welt und Freiheit nach der Coronapandemie ihren Preis haben.

Und diese Bundesregierung hat fertig.

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ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Nur zur Info, AstraZeneca ist höchstwahrscheinlich ähnlich wirksam wie die anderen Impfstoffe. Die Angabe 70% basiert auf sehr frühen Annahmen.

https://www.cp24.com/news/how-effective-is-the-astrazeneca-covid-19-vaccine-what-you-need-to-know-1.5329262

Arnold Voss
3 Jahre zuvor

"Nicht alle werden die Coronakrise überleben, nicht jeden Menschen können wir retten." Schäuble, übernehmen sie.

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

Eine Sache kann Feau Merkel noch. Lügen, um ihr Versagen zu verschleiern. Angeblich hat es bei der Bestellung durch die EU länger gedauert, da die EU nicht die Haftung für Impfschäden übernehme wollte. Was auch von sogenannten unabhängigen Faktenprüfern bestätigt wurde. Stimmt nur nicht:

https://www.n-tv.de/politik/EU-stellte-Astrazeneca-weitgehend-von-Haftung-frei-article22425800.html

thomas weigle
thomas weigle
3 Jahre zuvor

"Sag dem Abenteuer, dass ich komme." Her mit dem Astrastoff. Ich nehme ihn.

Roland Mitschke
Roland Mitschke
3 Jahre zuvor

Stellen wir uns vor, die Bundesregierung entscheidet gegen den Rat der Wissenschaft. Wie würde man das kommentieren? Auch wenn sich hier jeder alles von der Leber schreiben kann, wäre eine gewisse Fairness gegenüber den Entscheidungsträgern für die öffentliche Meinungsbildung hilfreich.

Stefan Laurin
Admin
3 Jahre zuvor

Mitschke: Das fairste gegenüber dem Land wäre, wenn die Versager Spahn, Merkel und von der Leyen zurücktreten würden – ok, bei Merkel geht es nicht. Das wäre zu aufwendig. Aber Spahn und von der Leyen sind in ihren Ämtern nicht mehr zu ertragen.

ccarlton
ccarlton
3 Jahre zuvor

#5:

Das müssen wir uns nicht vorstellen, das passiert bereits. Seit Jahr und Tag beruft die Politik "Experten"gremien, deren Aufgabe es ist die schon getroffenen Entscheidungen der Politik wissenschaftlich zu untermauern. Ethik- und Kohlekommission haben geliefert wie bestellt.

Jetzt ist das nicht anders. Echte Beratung erfordert ein breit aufgestelltes Gremium aus Medizinern unterschiedlicher Fachrichtungen, Bildungs- und Wirtschaftsexperten, Vertretern der Rettungsdienste, Gesundheitsämter…

Stattdessen lässt sich Lockdown-Fan Frau Merkel lässt von handverlesenen Lockdown-Fans wie Frau Brinkmann "beraten".

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