Ein Genie. Ein Visionär. Ein Mann. Ein Fantast. Ein Jahrhundertgenie. Ein Ehebrecher. Ein Polarisierer. Ein Erklärer. Ein Wissenschaftler. Ein Behinderter. Ein Dystopist. Ein Brite. Ein Bestsellerautor. Ein Physiker. Ein Besserwisser. Ein Mathematiker. Ein Utopist.
Es gibt so viele Worte, die versuchen Stephen Hawking zu beschreiben, der nun 76jährig verstarb – viel zu spät, wenn man auf die Prognose seiner Krankheit schaut, und viel zu früh, wenn man auf ihn als Menschen und Genius schaut.
Wir haben Menschen mit Bezug zur Wissenschaft gefragt:
Wofür wirst du dich an Stephen Hawking erinnern?
Marcus Anhäuser, Wissenschaftsjournalist, Dresden: Ich erinnere mich an ein betretenes Schweigen. Etwa 2001 besuchte ich einen seiner Vorträge an der Uni Brüssel. Der Hauptsaal der Uni war gerammelt voll (1000 Leute?) in Nebenräumen waren Fernseher aufgestellt worden, damit die Zuschauer von dort den Vortrag verfolgen konnten. Menschen saßen auf den Stufen. Alles wartete gespannt auf Hawking. Dann sah man aus dem linken Eingang ein Gestell reinfahren, die Leute standen auf, klatschten, johlten, um Hawking freudig zu begrüßen, um im selben Moment festzustellen, dass es nicht Hawking war, sondern ein Zuschauer auf einem Rollstuhl. Schlagartig endete der Beifall. Und es ging ein Raunen durch den Saal, dann betretenes Schweigen, als ob vielen bewusst geworden wäre, wie sehr sie Hawking nur über seinen elektrischen Rollstuhl definierten. Viele fühlten sich, auch ich, ein wenig ertappt.
Dr. Toby Baier, Podcaster, Kakenstorf: Alle Ärzte sagten ihm einen frühen Tod voraus, und er lebte trotzdem bis in ein hohes Alter und schaffte so viele bemerkenswerte Leistungen, dass ich Dr. Sheldon Coopers Verehrung ihm gegenüber uneingeschränkt teile.
Michael Bauer, Vorstand HVD Bayern, Nürnberg: Eine Jahrhundertgestalt, die es geschafft hat, das moderne Weltbild Teil der Popkultur werden zu lassen. Ein grosser Humanist mit Selbstironie und Humor.
Oliver Bechtoldt, Systemadministrator und Podcaster, Frankfurt am Main: Ein großer Geist der mich immer wieder mit seinem Humor erwischt hat. Just remember that you’re standing on a planet….
Lydia Benecke, Kriminalpsychologin und Autorin, Köln: Stephen Hawking hat es verstanden, komplexe wissenschaftliche Inhalte nicht nur selbst auf hohem Niveau zu erfassen und weiterzuentwickeln, sondern sie auch so vereinfacht und anschaulich weiterzugeben, dass er hiermit ein weites Publikum mit unterschiedlichsten (Aus-)Bildungshintergründen erreichen und begeistern konnte. In einer Zeit, in der vielen Menschen (häufig durch unseriöse Medien) Angst vor Wissenschaft gemacht wird, brauchen wir mehr Vermittler zwischen der Scientific Community und den Menschen, die keine entsprechende (Aus-)Bildung haben. In dieser Hinsicht sollte Stephen Hawking (als einer der Vorreiter in dieser Sache) ein großes Vorbild für die derzeitige und künftige Generation von Wissenschaftlern sein.
Johannes Hinrich von Borstel, Wissenschafts-Autor und Science Slammer, Marburg: Der erste große Science Slammer verlässt die Bühne. Einer, der nicht an das Leben nach dem Tod glaubte, jedoch in seinem Wirken an der eigenen Unsterblichkeit geschraubt hat. Stephen Hawking hat im Gegensatz zu vielen Wissenschaftlern verstanden, dass wissenschaftliche Arbeit nicht dann erledigt ist, wenn sie in Fachliteratur veröffentlicht, sondern der breiten Masse verständlich zugänglich gemacht wurde.
Felix Bölter, Bundesvorsitzender der Partei der Humanisten, Bad Kreuznach: Stephen Hawking wird für mich immer Anlass zum Eingeständnis der eigenen Beschränkungen wie auch Inspiration zu deren Überwindung bleiben. Dass die Verfilmung der Lebensgeschichte dieses brillianten Wissenschaftlers gleichermaßen ein Liebesfilm wie eine Hommage an die Wissenschaft wurde, sagt vermutlich so manches über diesen großartigen Mann aus.
Hans Peter Brugger, Autor, Konzepter, Humanist, Marathonläufer, Basel: Für mich verkörperte Stephen aufs Eindrücklichste, was die Menschheit auf ihrem Weg von den ersten Lebensformen durch die Evolution bis zum heutigen Tag erreicht hat. Eine hochkomplexe Organisationsform von Zellen, Mitochondrien, Synapsen, Kreisläufen, chemischen und physikalischen Prozessen, die in einem fantastischen Gebilde namens «Homo sapiens» gipfelt. Auch wenn Stephen im Lauf seiner Krankheit kaum mehr als die Autonomie einer Amöbe zur Verfügung hatte, war er dank der modernen «Prothesen» (die menschlicher Erfindergeist, menschliches Wissen und Können im Lauf der Geschichte geschaffen haben) in der Lage, die allerhöchsten positiven menschlichen Leistungen zu erbringen: Er war blitzgescheit, er konnte sein Wissen und seine Erkenntnisse einfach und verständlich vermitteln, er hatte Humor (eine grossartige und in meinen Augen eine der wunderbarsten exklusiven menschliche Errungenschaften) und er dachte weiter und weiter und weiter, weit über das, was ist hinaus.Ein fantastische Wissenschafter, der stets offen war, sich eines besseren zu belehren oder belehren zu lassen. Lieber Stephen, du fehlst mir. Danke, danke, flieg für immer , lach für immer, Hans Peter:
Robert von Cube, Psychiater, Mainz: Was für eine sagenumwobene Gestalt. Angeblich hatte er ALS, aber damit kann man eigentlich nicht so lange leben. Und dass ein Sprachcomputer damals schon soweit gewesen sein soll, kann ich auch kaum glauben. Ich habe seine populärwissenschaftlichen Bücher gelesen und einfach geglaubt, was da steht. Mein Verstand reicht nicht annähernd aus, um mir vorzustellen, was imaginäre Zahlen sein sollen oder Strings. Ich muss das genauso glauben, wie ich an einen Gott glauben müsste. Tue ich einfach mal. Wenn jemand diese seltsamen Theorien begriffen haben kann, dann doch wohl dieser geheimnisvolle, liebenswerte, fremdartige Mensch.
Judith Denkmayr, Nicht-Naturwissenschaftlerin, addendum.org: Bei Stehpen Hawking muss ich daran denken, dass er der Inbegriff seiner eigenen Defintion von Intelligenz war, nämlich „Intelligence is the ability to adapt to change“. Das hat er perfektioniert und diese Stärke hat ihn für mich ausgemacht: keine Herausforderung, körperlich oder geistig, hat ihn aufgehalten, nur noch größer gemacht. Bestseller über Astrophysik? Nichts leichter als das! Schwer krank und bewegungsunfähig und dann noch mit der Krankenschwester anbandeln? Kein Problem für Stephen! Wissenschafter und dennoch Popstar? War das jemals ein Widerspruch?! Der Mann war ein Popstar aufgrund seines Gehirnes, das muss man mal schaffen. Seine einprägsamen, metallischen Stimme wird uns fehlen, nicht nur in unzähligen Sitcoms sondern auch als Welterklärer. (Und wer soll jetzt eigentlich die A.I. aufhalten?!)
Stephan Dörner, Journalist, Berlin: Die „Kurze Geschichte der Zeit“ war auch für mich als Schüler mein erster Kontakt mit Stephen Hawking. Auch wenn ich nicht behaupten kann, damals alles verstanden zu haben, hat das Buch dennoch mein Denken nachhaltig geprägt: Dinge sind oft nicht so wie man intuitiv vermuten würden. Wenn es darum geht, zu verstehen, was die Welt „im Innersten zusammenhält“, ist die Anschauung aus dem Alltag alles andere als ein guter Ratgeber. Diese Grundskepsis gegenüber der eigenen Intuition prägt mich bis heute und hat mit dazu beigetragen, dass ich beispielsweise GWUP-Mitglied bin.
Sveda Gettys, Science Slam Organisator & Kommunikationstrainer, Dortmund: Sehr traurig! Als Teenager habe ich sein Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ nicht wirklich verstanden. Aber was ich verstanden habe: wie wichtig es ihm war, seine komplexen Theorien nicht nur einer akademischen Elite, sondern vor allem einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Ein echter Science Slammer. Ruhe in Frieden (wo auch immer), Stephen !!!
Mirko Gutjahr, Archäologe, Historiker, Museumskurator und Podcaster, Wittenberg: Das Universum in der Nussschale bekam ich als Teenager geschenkt. Ich schaffte ein halbes Dutzend Seiten, bevor ich scheiterte. Erst viele Jahre später machte ich mich erneut daran und las es jetzt, gefesselt von schwarzen Löchern, Quasaren und was noch allem, in einem Rutsch durch. Hawking faszinierte nicht nur seine lebendige Art zu erzählen sondern auch durch seinen typischen Witz, der mir noch beeindruckender vorkam, als ich vob seiner schweren Erkrankung erfuhr, die andere sicher hätte verzweifeln lassen. Als ob sein in den schliesslich fast bewegungsunfähigen Körper eingesperrter und allein auf sich selbst geworfener Geist nichts anderes übrig geblieben war, sich mit den grossen Rätseln des Universums da draussen zu beschäftigen. Er wird fehlen.
Eduard Habsburg, Podcaster und Botschafter, Rom: dadurch, dass ich die „Kurze Geschichte der Zeit“ zeitnah als Schüler gelesen habe, hat Hawking meine Fähigkeit zum kritischen Denken bedeutend erweitert. Ich bildete mir damals allerdings ein, das Buch verstanden zu haben, mit der Arroganz der jungen Menschen.
Robert Herr, Philosoph, Mainz: Für seine wissenschaftlichen Leistungen wird man sich auf jeden Fall an ihn erinnern, niemand stellt sie in Frage. Was er jedoch willentlich und unwillentlich für Behinderte auf der ganzen Welt geleistet hat, ist kaum zu überschätzen. Man nenne auch nur einen einzigen anderen behinderten Wissenschaftler seiner Größe – es dürfte schwerfallen. Er war mir nie sonderlich sympathisch, eher im Gegenteil. Und das war okay, ich musste ihn nicht sympathisch finden um ihn respektieren. Er hat sich gegen überwältigende Wahrscheinlichkeit 52 Jahre ertrotzt und trotzdem bin ich über seinen Tod trauriger als ich es erwartet hätte. Wenn man als Behinderter aufwächst, dann hat man nicht viele behinderte Vorbilder. Behinderte finden gesellschaftlich kaum statt, akademisch schon gar nicht. Er war definitiv ein Vorbild und ein Vorreiter durch ein ziemlich unwirtliches Dickicht. Diejenigen, die nach ihm kommen werden es leichter haben. Danke dafür Stephen. Ruhe in Frieden. Kann keiner sagen, du hättest es dir nicht verdient
Sigrid Herrmann-Marschall, Islamismus-Analystin, Frankfurt: Hawking war für mich eine Ikone – brilliant, aber zerbrechlich, widersprüchlich in manchem, er zeigte und lebte das Ausdehnen der durch den eigenen Körper gesetzten Grenzen. Wofür ich ihn immer bewunderte war, dass er sich von seiner Erkrankung nicht aufhalten ließ, ein großer Wissenschaftler zu sein. Die Liedzeile: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf. Und sind sie nicht in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo“ hat er gelebt. Seine selbstironischen Cameo-Auftritte werde ich nicht vergessen.
Tobias Huch, Journalist: Dass Homer Simpson ihn mit Larry Flynt verwechselt hat.
Holm Gero Hümmler, Physiker und Unternehmensberater, Bad Homburg: Hawking war für mich immer eine ambivalente Gestalt…
…vielleicht seit Einstein die beste Verkörperung des Konflikts zwischen lebendiger Wissenschaftskommunikation mit Geschichten über Menschen einerseits und einem ausufernden Personenkult andererseits.
…ein bedeutender Wissenschaftler, der aber durch seine populärwissenschaftlichen Bücher und nicht zuletzt durch seine Krankheit zum Star wurde.
…einer, der als Autor ein wahnsinnig spannendes Bild von Wissenschaft zeichnen und viele begeistern konnte, dessen Wahrnehmung in der Populärkultur aber ein höchst problematisches Bild davon gezeichnet hat, was ein Wissenschaftler ist oder sein sollte und viele eingeschüchtert haben dürfte.
…von manchen vergöttert, von anderen dämonisiert und von beiden Gruppen in der Regel nicht verstanden.
…einer, den man als Mensch bewundern musste, wobei er menschlich ja durchaus schwierig gewesen sein soll.
…einer, über dessen aus dem Zusammenhang gerissene Zitate ich mich hundert mal geärgert und den ich dann selbst zitiert habe. Und jetzt frage ich mich schon wieder, ob man seine Asche mit großem Brimborium zu den Sternen schicken oder ihn einfach mal in Ruhe lassen sollte.
Holger Kliemannel, Verleger, Haufeld: Als Jugendlicher habe ich alle Bücher von und über die antiken Philosophen verschlungen. Irgendwann war ich durch, es gab nichts neues für mich. Auf der Suche nach etwas, was diesen Ginnungagap füllen konnte, stoß ich auf „Eine kurze Geschichte der Zeit“, ein Buch, dass mich sofort fesselte. Seit diesem Tag an verschlang ich alles, was Hawking veröffentlicht hatte und bildete mir lange Zeit ein, zu verstehen, was ich da lass. Heute weiß ich, dass ich nichts weiß. Ad astra, Stephen. Dort gehörst Du hin!
Tommy Krappweis, Autor, München: Stephen Hawking hat Einstein im Poker besiegt, mit ‚Monty Pythons Flying Circus‘ den Universe-Song gesungen und Bücher über Physik so geschrieben, dass ich sie gerne gelesen habe und danach sogar grob wußte, wovon er sprach. Das alleine hätte schon genügt, nachhaltig zu beeindrucken. Er beließ es nicht ansatzweise dabei.
Andreas Kyriacou, Berater für Wissensmanagement und Präsident der Freidenker-Vereinigung der Schweiz, Zürich: Wie für viele, war «A brief history of time» meine erste Begegnung mit Hawkings Werk. Ich fand das Buch sehr gut aufgebaut und spannend zu lesen. Dennoch brauchte ich drei Anläufe, um es wirklich zu Ende zu lesen. Geblieben ist mir vor allem, dass etliche der großen Fragen der Astrophysik nach wie vor offen sind und die Unified Theory wohl noch einige Zeit auf sich warten lässt. Nobelpreisträger Max Born, der 1928 gesagt haben soll, dass die Physik, wie er sie kannte, in sechs Monaten vorbei sein werde, hätte also auch dann falsch gelegen, wäre er von sechs Jahrzehnten ausgegangen. Hawkings Buch zeigt aber nicht nur auf, wo wir noch immer Verständnislücken haben, sondern vor allem auch, wie viel an Wissen in den letzten Jahrzehnten hinzu gewonnen wurde. Und wie sehr dieser Erkenntnisgewinn nicht nur von guten Bildungseinrichtungen und großzügigen Forschungsbudgets abhängt, sondern auch vom ganz persönlichen Wissensdrang und den Fähigkeiten der an der Forschung beteiligten. Und wie viel befriedigender das wissenschaftliche Finden von Antworten auf offene Fragen ist als alles noch nicht Verständliche mit dem Wirken eines magischen Wesens zu erklären.
Martin Moder, Molekularbiologe und Science Buster, Wien: Als Kind habe ich Hawkings Buch „Das Universum in einer Nussschale“ am Nachtkasten meiner Eltern liegen gesehen. Ich dachte daraufhin für lange Zeit, Physiker würden davon ausgehen, das Universum wäre in einer gigantischen Nussschale gefangen. Das habe ich mit Begeisterung meinen Freunden erzählt. Die haben mir geglaubt. Eine schöne Erinnerung.
Frank Nicolai, Chefredakteur Humanistischer Pressedienst (hpd), Berlin: Ich hab mein ganzes Leben lang Science Fiction gelesen; Hawking hat mir dazu das Wissen geliefert. Ich hab ganz sicher nicht die Hälfte von dem verstanden, was er erforscht und erdacht hat. Aber ich bin mir sicher, dass er einer der letzten großen Wissenschaftler war, die auch von Laien gehört wurden. Und es hätte ihn amüsiert, wüßte er, dass er am Pi-Tag zu sterben wird und am Todestag von Einstein.
Jeanny Passauer, Erkelenz:
Robin Patzwaldt, freier Journalist, Waltrop: Der Tod von Stephen Hawking hat auch mich heute bewegt. Und das, obwohl ich persönlich keine Verankerung in der Wissenschaft habe. Nichtsdestotrotz war er zweifelsohne eine der großen Persönlichkeiten, die mein Leben bisher stets begleitet haben. Nicht nur, dass ich im Laufe der Jahre schier unzählige Dokumentationen gesehen habe, wo er eine tragende Rolle spielte, auch in den privat von mir geschätzten TV-Serien ‚The Simpsons‘ und ‚The big bang theorie‘ hatte über die Jahre er vielbeachtete Gastauftritte. Eigentlich konnte man als inzwischen mittelalter Mensch seiner Medien-Präsenz somit gar nicht entgehen. Schon alleine deshalb ist die Anteilnahme in den Medien heute wohl auch so groß. Dass die Fachleute seinen ganz ungewöhnlichen Geist noch einmal auf einer ganz anderen Ebene schätzen und zukünftig vermissen werden, kommt hier natürlich auch noch dazu. Aber selbst den nur am Rande mit seiner Arbeit vertrauten Zeitgenossen wie mir wird er in Zukunft fehlen. R.I.P., Steven Hawking!
Claudia Preis, Kulturwissenschaftlerin, München: Lange Jahre meines Lebens sagte ich, dass ich gerne auch Männer daten würde, die klüger sind als ich, aber Stephen Hawking schon vergeben ist. Jetzt muss ich mir ein neues Beispiel suchen.
Rüdiger Reinhardt, Mediengestalter, Plankstadt: Stephen Hawking war für mich ein großer Physiker und Denker unserer Zeit. Unvergessen auch sein Humor, den er nie verloren hat, so zum Beispiel seine Version des „Universe Song“ von Monty Python.
Lu Rieland, Psychologin, Bochum: Ich finde, er ist ein Traum in der Realität. Ich verstehe, wie viele andere hier auch nicht, wie seine Theorien funktionieren, habe ihm, seinen Worten, einfach vertraut, Dinge nachgeplappert, einem Fremden. Aber, um den Satz vom Anfang noch pathetischer zu machen: Wenn da jemand ist, der eigentlich gar nicht da sein dürfte, der Dinge sagt, die man eigentlich gar nicht wissen kann, der Dinge tut, von denen man nicht einmal erahnen kann, dass sie funktionieren, dann hat dieses Wesen all dem irdischen Schrott hier etwas einzigartiges Übersinnliches voraus und kann Vertrauen und Glauben bei den Menschen erschaffen. Und jetzt krass: wer kann das einfach so außer z. B. Jesus, wenn man nicht gerade irgendwelche lokalen fragwürdigen Diktatoren oder so berücksichtigt? Ich denk an ihn.
Romy Sachsenweger, Politikerin, arbeitet mit Autisten, Zwickau: Stephen Hawking steht für mich als Symbol eines immer währenden Kampfes mit sich selbst und der (Um-) Welt. Und – fast noch wichtiger- der unbedingte Wille Wissen zu erwerben, wider dem eigenen Stillstand aber Akzeptanz gegenüber Umständen, die man nicht ändern kann.
Sebastian Schmalz. Student der physikalischen Technik, Langenselbold: Heute vor 139 Jahren wurde Albert Einstein geboren. Heute vor ein paar Stunden ist Stephen Hawking gestorben. Es ist, als hätte er sich dieses Datum absichtlich gewählt.
Trotzdem hat sein Tod etwas Surreales. Er gehörte zu einem der beeindruckendsten Wissenschaftler dieser Welt, er war eine Art Institution, die schon immer da war und ganz ehrlich? Ich wäre nicht verwundert, wenn er tatsächlich unsterblich gewesen wäre.
Es ist ein trauriger Zufall, dass er mir gerade gestern nochmal durch den Kopf ging. Ich fragte mich, ob Stephen Hakwing wegen einer Erkrankung so berühmt war und ob ihm die gleiche Aufmerksamkeit auch als Gesunder Wissenschaftler zuteil geworden wäre.
Ich kam zu dem Schluss, dass es eigentlich egal ist. Jeder Wissenschaftler, der eine außergewöhnliche Stellung in der Öffentlichkeit hat, ist etwas unglaublich Wertvolles, da seine Präsenz automatisch andere (junge) Menschen dazu ermutigt, ebenfalls eine Karriere in der Wissenschaft einzuschlagen. Und diese Präsenz, zusammen mit seinen wissenschaftlichen Leistungen, macht ihn zu einem der sprichwörtlichen Riesen, auf dessen Schultern zukünftige Wissenschaftler stehen.
Aber er hat noch mehr Menschen Mut gemacht. Als Physiker der an ALS, einer der seltensten Krankheiten der Welt leidet, war er mit Sicherheit ein außergewöhnliches Vorbild für viele Menschen. Er lebte nicht nur über 50 Jahre länger mit dieser Krankheit, als ihm seine Ärzte prophezeit hätten, sondern überlebte diverse Schicksalsschläge, wie z.B. den Verlust seiner Stimme als Folge einer Lungenentzündung.
Er war bis zum Schluss ein außergewöhnlicher Mensch, eine Inspiration und ein Vorbild.
Wer Stephen Hawking die letzte Ehre erweisen möchte, sollte heute Abend einen Blick in den Nachthimmel werfen und ihm alles Gute wünschen, wo auch immer er jetzt sein mag.
Christian Schneider, Podcaster, Köln: Neben dem „there is no god, there is no fate“ Video fällt mir immer als erstes ein, dass die männliche Libido so stark ist, dass selbst eine ausgeprägte ALS Stephen Hawking nicht davon abhalten konnte, seine Frau mit seiner Krankenschwester zu betrügen.
André Sebastiani, Lehrer, Bremen: Stephen Hawking war ein Popstar unter den Wissenschaftlern. Seine Bücher waren für viele der Einstieg in eine intensive Beschäftigung mit den Naturwissenschaften. Ich habe heute morgen spontan mit meiner 4. Klasse über ihn gesprochen. Die Hälfte der Kinder kannte ihn, als Figur bei den Simpsons, oder woher auch immer.
Peter Seyferth, politischer Philosoph, München: Da ich „Eine kurze Geschichte der Zeit“ erst als Student gelesen habe, war mein erster Eindruck von Hawking sehr indirekt und fast eingebildet. Ich war ein ängstliches Kind, das sich nach einem Skiunfall mit Knochenbruch mit sieben Jahren nicht mehr schnell Skifahren traute. Dann traf ich in einer Skihütte einen Mann, der wie ich Peter hieß. Er erzählte, er habe als Physiker an einer englischen Universität für den klügsten Mann der Welt gearbeitet und hatte davon nur äußerst Faszinierendes zu berichten, das ich zwar nicht verstand, aber für die Quelle seines Selbstbewusstseins hielt. Dieser Peter konnte ganz schnell Skifahren, und ich bin ihm genauso schnell hinterhergefahren. Wenn ein anderer Peter das kann, der ein Intellektueller oder Physiker oder jedenfalls klug ist, dann kann ich das auch, dachte ich mir. Später habe ich erfahren, dass Peters Chef der Professor Hawking war. Und noch später ist dieser Peter bei einem Segeltörn verschollen; man hat nur noch das leere Schiff im Mittelmeer gefunden. Also bloß nicht zu viel mutigen Sport, lernte ich. Aber auch nicht zu wenig. Also keine Angst vor ein bisschen Mut, selbst wenn man nicht der Stärkste ist. Wie gesagt, dieser mutmachende Eindruck war ganz indirekt und ist womöglich nur eine Projektion. Aber auch der fiktionale Hawking war stets erfrischend. Vor allem, als er Platons Philosophenkönigtum sprengte (in der Simpsons-Folge, in der Mensa-Mitglieder eine intellektuelle Junta errichten). Sein raketenbetriebener Hubschrauberrollstuhl bringt mich immer noch zum Lachen, wenn ich ihn im Spiel „Springfield Tapped Out“ antippe. Persönlich habe ich Hawking nie getroffen. Und ich hätte wohl auch nicht viel davon gehabt. Wahrscheinlich wäre Umberto Eco interessanter gewesen für mich. Bleiben noch Dawkins und Chomsky.
Rouven M. Siegler, Psychotrauma- & Hypnosetherapeut, Bad Endorf: Was mir immer in Erinnerung bleiben wird ist seine Aussage zur künstlichen Intelligenz: „Anders als unser Intellekt verdoppeln Computer ihre Leistung alle 18 Monate. Daher ist die Gefahr real, dass sie Intelligenz entwickeln und die Welt übernehmen.“
Thorsten Stumm, Ruhrbaron, Dortmund: Da ich mein Abitur mit den Leitungskursen Mathe und Physik gemacht habe war Hawkings für mich schon in der Jugend eine Art Lichtgestalt. Jemand der die Frage nach dem Ursprung des Universums zu lösen suchte, der sich nicht damit abfinden mochte, das die Feldtheorien nebeneinanderstehen und der den Missing Link zu finden versuchte. Ein solcher Geist, der so frei und radikal denken konnte wie der von Hawkings, hat die Begrenztheit unseres kleinen Planeten weit hinter sich gelassen. Ein echter Bürger des Universums und nicht bloß der Erde, die nur ein Staubkorn im Auge des Universums ist. Da auch für Hawkings der Energieerhaltungssatz gilt ist er nicht wirklich verloren. Oder um Goethe zitieren:
Wir haben alle segensreich erfahren,
Die Welt verdank ihm, was er sie gelehrt;
Schon längst verbreitet sichs in ganze Scharen,
Das Eigenste, was ihm allein gehört.
Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend,
Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend.
Alexa Waschkau, Autorin und Podcasterin, Hamburg: Fürs Wissenwollen, was da draußen ist.
Jens Wiesner, Journalist, Berlin: Dass mir in der 6. Klasse ein Mitschüler „Eine kurze Geschichte der Zeit“ zum Lesen mitgegeben hat. Und ich mir nach der Lektüre eingeredet hab, ich hätte genau kapiert, worüber er schreibt. Hatte ich nicht, aber er hat eine Faszination für das Thema Science(-Fiction) bei mir geweckt, die bis heute anhält. Danke für die Neugier!
Eugen Wintersberger, Physiker, Lüneburg: Eine kurze Geschichte der Zeit
Hawkings war auch BDS Unterstüzer (m.M.n. zu Recht):
– In January 2009, during Israel’s invasion of the Palestinian Gaza Strip, in which more 1000 Palestinians were killed, Hawking said: “A people under occupation will continue to resist in any way it can…the situation [in Palestine] is like that in South Africa before 1990, that cannot continue.”
– In 2013, Hawking withdrew from an Israeli conference stating that, based on advice from Palestinian academics, he had decided to respect the BDS academic boycott of Israel.
– In 2016, through a public video message, Hawking congratulated Hanan al-Hroub, a Palestinian woman who won the Global Teacher Prize. "From one teacher to another, you are inspiration to people everywhere." he said.
– Last year in 2017 Hawking used his Facebook page to support scientists in Palestine, calling for his followers to donate funds to a Palestinian Advanced Physics School.
Hamba Kahle, dearest comrade Hawking!
https://goo.gl/p4uDZq
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-stephen-hawking-s-complicated-relationship-with-israel-1.5906160
@Thomas Siepelmeyer
Würde ich etwas seltsam finden. Das er so alt geworden ist hat er mit hoher Wahrscheinlich auch israelischen Wissenschaftlern zu verdanken. Egal ob im medizinischen Bereich oder bei der Technik. Vieles ist Made in Israel.
Nichtsdestotrotz, großartiger Wissenschaftler mit menschlichen Schwächen. Hab mir jetzt "Die illustrierte Kurze Geschichte der Zeit" aus dem Regal gegriffen. Werde es nochmal durcharbeiten. Auch wenn ich vieles trotzdem immer noch nicht verstehen werde.
@ Sara
Quatsch. Warum seltsam? Das war offensichtlich seine klare Meinung. Warum sollte er sich sonst so geäußert haben? Das er so alt werden konnte, hat er nicht nur israelischen Wissenschaftlern zu verdanken, sondern der Entwicklung der Wissenschaften im Verlaufe der Menschheit insgesamt. Der Computerchip in seinem Computer, der ihm die Kommunikation ermöglichte, auf den alle anspielen, ist nur ein kleiner Teil dieser Wissenschaftsentwicklung.
Im übrigen war Einstein ähnlich. Ich würde raten, mal zu googlen, was der zusammen mit Hannah Arendt, Seymour Melman u.a. 1947 / 48 ff. zu Begin und ähnlichen Figuren und deren kriegerischer Politik geäußert hat.
Zeitlebens ein Widerspruch zur Nazibehauptung, daß nur "in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen würde". Der Geist ist so frei, daß er sich selbst in einem kranken und schwachen Körper riesenhaft entfalten kann.
@Thomas Siepelmeyer, geniale Naturwissenschaftler haben in der Politik und den Geisteswissenschaftlern bei mir persönlich einen Freifahrtschein. Niemand kann auf allen Gebieten durchblicken.
Die Betonung liegt allerdings auf "geniale" Naturwissenschaftler.
Anders sehe ich das bei sogenannten Geisteswissenschaftlern. Bei denen habe ich andere Erwartungen, gerade wenn die als genial gelten. Wie gesagt, gilt diese Einschätzung nur für mich.
Wie hat er sich denn zum IS geäußert, der Mr. Hawkings? Oder zu den jubelnden Palästinensern, als die Jets im WTC einschlugen. Oder zu den von AI beklagten und nicht verfolgten Ehrenmorden in Gaza und der Westbank und vielen anderen Sauereien dortselbst. Hat er sich zu den Selbstmordattentaten in Israel ähnlich harsch geäußert. Kann wer mich aufklären? Vielleicht @ Thomas Siepelmeyer?
@thomas weigle
wie äussern Sie sich denn zu den Morden an vielen Kindern durch die israelische Armee in Palästina? zu den 1000en jugendlichen palastinensichen Inhaftierten in israelischen Gefängnissen? Merken Sie nicht, wie bekloppt solche Fragen sind, die nur darauf zielen, die eigene eingefleischte Parteinahme zu rechtfertigen?
Ich hatte geraten, mal Einstein, Arendt und Melman zu googeln, nur als Grundlage, und dann diskutieren wir weiter. Dieses und viele andere Themen. Aber immer und immer wieder die gleichen Geschichten zu reproduzieren und jetzt auch Tote in die Pflicht zu nehmen, was soll das?
Ich hatte mir kurz überlegt, angesichts der ausschließlich positiven Würdigungen, auf eine unangenehme, dunkle Seite von Stephen Hawking hinzuweisen. Schlussendlich erschien es mir dann doch zu geringfügig und schon gar nicht möchte ich ihn darauf reduziert wissen.
Für einen Israelhasser, wie T. Siepelmeyer, ist jedoch kein Bogen zu weit, wenn es darum geht, den Juden vermeintlich eins auszuwischen. Ausgerechnet diese – letztlich nebensächliche – Irrung muss herhalten, um seinen Wahn irgendwie unterbringen zu können.
Andererseits kann es auch etwas beliebig anderes sein, Antisemiten sind da nicht wählerisch.
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Hier ist ein Bericht über eine kleingeistige Passion von Hawking, die so gar nicht zu dem hervorragenden Wissenschaftler und seinen großartigen Visionen passen will.
https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/gesellschaft/2018/03/14/ein-wissenschaftsgenie-als-vorbild-fuer-den-israel-boykott/
@ Thomas Siepelmeyer
Es gibt keine bekloppten Fragen, sondern nur solche Antworten. Dabei belasse ich es dann.
@thomas weigle
das ist ein blöder spruch,den Sie da bringen. natürlich gibt es bekloppte fragen, die nur darauf abzielen, eine Diskussion zu verunmöglichen. Warum antworten Sie nicht auf meine Frage, ob Sie sich mit den Positionen von Einstein, Arendt und Melman auseinandergesetzt haben? Offensichtlich Unfähigkeit oder null Interesse, beides deutet darauf hin, dass sie nicht wirklich an einer Auseinandersetzung interessiert sind, sondern nur Ihre Vorurteile zum x-ten Male loswerden wollen.
nussknacker, wenn sie die eier hätten, sich wenigstens offen mit ihrem Namen in der Öffentlichkeit zu bewegen wie ich und für Ihre Ansichten einzustehen, würde ich Sie ja ernst nehmen, aber so gehen Sie und Ihre Beleidigungen mir am A… vorbei
Fehlt jetzt nur noch der Spruch eines T.S., dass wir ohne die Araber oder Palästinenser – Auswahl je nach Bildungsniveau – ja keine "0" kennengelernt und damit auch keine Computer erfunden hätten. Und Hawkins hätte dann sein Leben unwissend auf Holzbrettern verbringen müssen. So denken doch die linken Antisemiten heute, oder?
Same old story-ein Mensch stirbt, ein großer Denker, und die sauberen, sterilen, politisch Korrekten geraten in innere Konflikte anstelle kurz inne zu halten und zu trauern, leise nachzudenken. Ihnen geht es nicht um die Ideen, das Werk, die Publikationen. Sie durchleuchten penibel alles, was dieser Mensch jemals gesagt hat. Und wenn sie etwas finden, dann verunglimpfen sie die Leistung dieses Menschen.
Same old story. Siehe Wagner, siehe Hamsun, siehe Luise Rinser, ….