Als der BVB am gestrigen Neujahrstag den Tod von Ex-Torwart Wolfgang de Beer auf seiner Homepage offiziell machte, der bereits am 30. Dezember 2024 im Alter von nur 60 Jahren verstorben war, setzte rasch eine Welle der Trauer und des Bedauerns ein, wie ich sie in meinem Leben bei einem ehemaligen Fußballspieler nur selten erlebt habe und die weit über die Vereinsgrenzen hinausging.
So zeigten sich sogar Bayern- und Schalke-Fans betroffen. Alle betonten, was für ein „feiner Kerl“ der „Teddy“, wie ihn alle nannten, doch gewesen sei. Auch ich persönlich wurde schnell emotional und überlegte, woran das liegen könnte.
Die Antwort war für mich ziemlich einfach: De Beer war einfach noch ein Vertreter des Prototyps Profifußballer, wie man sie heutzutage kaum noch findet. Seine bescheidene, menschliche Art hat ihn über die Jahrzehnte hinweg populär gehalten.
Für einen Bundesliga-Torhüter, der es am Ende seiner aktiven Zeit „nur“ auf 181 Einsätze brachte, genoss De Beer eine ungewöhnlich große Beliebtheit. Das lag vor allem daran, dass er immer der „Teddy“ blieb. Starallüren und Eingebildetheit, wie sie im modernen Fußball immer stärker um sich greifen und zu Identifikationsproblemen bei den Fans führen, waren ihm völlig fremd.
Für mich reichen meine Erinnerungen an De Beer zurück bis zum DFB-Pokal-Finale 1989. Der BVB gewann überraschend mit 4:1 gegen den SV Werder Bremen. Teddy stand im Tor der Schwarzgelben und hatte maßgeblichen Anteil am ersten großen Titelgewinn der Borussia nach dem Wiederaufstieg in den 1970er-Jahren.
Es war im Rückblick auch die sportlich erfolgreichste Zeit für den damals noch jungen Torwart, der einst den Weg vom MSV Duisburg nach Dortmund fand. Bei den Meisterschaften der 1990er-Jahre stand De Beer bereits im zweiten Glied, als Vertreter von Stefan Klos. Doch an seiner Beliebtheit in Dortmund änderte das nichts.
Ich erinnere mich lebhaft an die laut schallenden „Teddy, Teddy“-Sprechchöre der Südtribüne. Sie ertönten immer, wenn der Ersatztorhüter bzw. spätere Torwarttrainer den Rasen zum Warmmachen betrat. Stets hatte man das Gefühl, ein ganz Großer habe gerade den Platz betreten.
Mein letztes Treffen mit De Beer ereignete sich kurz vor dem Ende seiner Zeit als BVB-Torwarttrainer im Jahr 2018. Während eines Fototermins, an dem ich für die Ruhrbarone teilnahm, kam De Beer zu uns Journalisten, um freimütig von den Schmerzen zu erzählen, die ihn seit Jahren plagten. „Alle Knochen tun mir weh“, erklärte der Ex-Goalie mit einem Lächeln im Gesicht. Diese Offenheit war typisch für ihn. Schon damals bedauerten wir alle sehr, auf ihn als Torwarttrainer und wichtiges Mitglied des Teams verzichten zu müssen.
Auch damals schien es offensichtlich, dass die Gruppe der nahbaren und umgänglichen Profis eine schwindende Spezies im modernen Fußball war und weiterhin sein würde. Wahrscheinlich war und ist das Wehklagen rund um die Todesnachricht am Neujahrstag auch deshalb so groß.
Mach’s gut, Teddy! Wir werden dich vermissen!