Ein launiges Sommervideo aus Ibiza machte in den letzten Tagen die Runde im Netz.
Veröffentlicht wurde das Video, am vergangenen Freitag, von SPIEGEL und Süddeutsche Zeitung. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschnitt eines, den Redaktionen anonym zugespielten, Videos in XXL-Spielfilmlänge.
Die Protagonisten in dem spektakulären Trailer (Blockbuster am Freitag!):
Heinz-Chrisian „HC“ Strache, Führer der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und bis zum 18.05.2019 Vizekanzler in Österreich, sowie Johannes Gudenus, bis zum 18.05.2019 Abgeordneter der Rechtspopulisten im Wiener Gemeinderat und Klubobmann des Rathausklubs der FPÖ.
Auf Twitter und Facebook, ist das Video und die Folgen, seit der Veröffentlichung das Topthema. Auch die Piefkes, die Deutschen, twittern fleißig mit: Allen voran, Anhänger der AfD.
Es sind Beiträge, mit einem hohem Anteil an Wahnsinn und/oder Verschwörungstheorien, die nur einem Ziel dienen: Dem Zwecke der Täuschung.
Um von den Machenschaften der Rechtspopulisten abzulenken.
Die Ruhrbarone haben sich am Wochenende mal kurz (Haha!) auf Facebook und Twitter umgeschaut.
Blick zurück: Das Ibiziavideo
Handlung: HC Strache ordnet eben mal die Medienlandschaft in Österreich neu, zugunsten einer (angeblichen) russischen Oligarchin. Es handelt sich hierbei wohl um ein, für diesen Blockbuster als Nebendarstellerin engagiertes, Model. Dabei wird Alkohol, in nicht unerheblichen Maße, konsumiert. Und es wird richtig viel geraucht.
Nebenhandlung: Die Umgehung der österreichischen Parteigesetzgebung in Spendensachen ist, eventuell strafrechtlich relevant, ebenfalls Thema. Interessant: HC Strache nennt auch Namen von (angeblichen) bisherigen Spendern.
Heuer: Pallawatsch in Österreich!
Du brauchst nicht googeln: Als Pallawatsch bezeichnet der Österreicher ein großes Durcheinander. Was die aktuelle Krise ziemlich gut umschreibt: Der Koalitionspartner der FPÖ, die ÖVP, fand den Trailer spannend, war aber nicht wirklich von der Handlung begeistert: Es kriselte seit Wochen in der Ehe von ÖVP und FPÖ (Dazu später mehr!).
Das Video war nun too much for Bundeskanzler Sebastian Kurz.
Die Koalition ist am Ende. Nichtmal eine österreichische Lösung ist, nach den Aussagen im Video, machbar.
HC Strache ist politisch aufgebraucht. Am Ende.
Die Österreicher nennen diesen Zustand übrigens „gar“.
Die Freiheitlichen in der Alpenrepublik haben sich immer, als vermeintliche Saubermann-Partei, vom früheren Filz, der häufig regierenden großen Koalition zwischen SPÖ und ÖVP, abgegrenzt.
Dieses Image ist jetzt mehr als nur angekratzt.
Das Video mit den Gesprächen in der Finca auf Ibiza schlugen wie eine Bombe in der österreichische Politik ein. Und versaute den europäischen Rechtspopulisten ihr Finale im Europawahlkampf, das am vergangenen Wochenende, just nach Beginn der FPÖ-Krise, in Mailand stattfand.
Timing ist alles. Chapeau!
Verschwörungstheorien machen auf Facebook und Twitter, seit der Veröffentlichung des Reality-Kurzfilms, die Runde. In einem solchen Umfang, daß sich der SPIEGEL genötigt sah, am 19.05.2019 eine Erklärung zum veröffentlichten Video nachzureichen. Kein Wunder: HC Strache sprach, in seiner am Samstag verkündeten Rücktrittserklärung, von „ausländischen Geheimdiensten“, die ihn in eine Falle gelockt hätten. „Sich abputzen“ sagt man in Österreich, wenn man eine Schuld von sich abwälzt. Die Rücktrittserklärung von HC Strache war, in diesem Falle, dann wohl eher ein Großsaubermachen.
19:45 – noch nie eine Glückszahl für Nazis
In einer Pressekonferenz, am letzten Samstag um 19:45 Uhr, kündige der Sebastian Kurz (ÖVP) die Koalition mit der FPÖ auf. Einen Reformwillen sprach der österreichische Kanzler den Freiheitlichen in Österreich ab.
Neuwahlen sollen die Lage in Österreich jetzt klären.
Das Vorspiel zur Krise und die Konsequenz
Stress mit Heinz-Christian Strache, aufgrund seiner Eigenbenennung in Medien und Politik auch nur als HC Strache bekannt, gab es bereits in der Vergangenheit: HC Strache war früher in der Neonaziszene aktiv. Ein Thema, das die Presse in Austria natürlich in früheren Zeiten gerne aufgriff.
Es gibt Bilder von Wehrsportübungen, mit ihm und Kameraden in Kärnten. Mit der, inzwischen verbotenen, deutschen Wikingjugend ging HC ebenfalls auf Tour (Die Akte Strache).
In den letzten Wochen waren Spenden aus dem Umfeld der FPÖ an die rechtsextremistische Identitäre Bewegung Thema der österreichischen Innenpolitik, unter anderem.:
Seit mehreren Wochen kriselt es in Österreich vor sich hin.
Ärgernis 1: Eine vereitelte Hausdurchsuchung
Martin Sellner (Zu ihm später mehr in diesem Artikel), Sprecher der Identitären Bewegung in Österreich, wurde vor einer Hausdurchsuchung im März, die aufgrund der Kommunikation zwischen ihm und dem Attentäter von Christchurch angeordnet wurde, gewarnt.
Zudem spendete Brenton Tarrant, der rechtsextreme Terrorist der für den Anschlag in Neuseeland verantwortlich war, Geld an Martin Sellner.
Ärgernis 2: Geldspenden von der FPÖ an die Identitäre Bewegung
Funktionäre der FPÖ und ein Mitarbeiter von Beate Hartinger-Klein (FPÖ, seit Januar – oder wie der Österreicher sagt – Jänner 2018, Sozialministerin in Österreich) spendeten Geld an die braunen Extremisten. Der österreichische Verfassungsschutz wurde darauf aufmerksam.
Ärgernis 3: Grenzwertige Dichtkunst aus Braunau am Inn
Stress gab es auch zu Ostern: In Braunau am Inn, Geburtsort des Führers, regierte bis vor kurzem ein Vizebürgermeister der FPÖ. In der Osterausgabe der lokalen FPÖ-Postille glänzte Christian Schlicher (FPÖ, Ex-Vizebürgermeister) mit einem selbstverfassten Gedicht. Immerhin: Braunau schaffte es so mal wieder international in die Schlagzeilen.
Und ja: GENAU DAS sind die Freunde der AfD.
Die ÖVP und Bundeskanzler Sebastian Kurz waren von der freiheitlichen Dichtkunst nicht begeistert. (Artikel in der Kronen-Zeitung: Die ja auch Thema im Ibiza-Video ist!)
Am 23. April 2019, fast zum Jahrestag vom Geburtstag des berüchtigsten Sprösslings der Stadt, trat Christian Schlicher zurück.
Am letzten Samstag, zog der österreichische Kanzler, Sebastian Kurz, die Konsequenzen aus dem, im Juni 2017 aufgenommenen und heuer veröffentlichten, Video.
Dass die Uhrzeit nicht bewusst gewählt wurde, kann man glauben.
Muss man aber nicht.
Soviel zu den Hintergründen der aktuellen Krise.
Die Ereignisse der letzten Woche im Hintergrund und im Anbetracht der bevorstehenden Europawahl: Das Video hätte zeitlich nicht besser an SPIEGEL und Süddeutsche geleakt werden können.
Richtig was los auf Facebook und Twitter
In den sozialen Netzen war, in Sachen FPÖ/ÖVP/Krise/HC Strache, am Wochenende jetzt richtig was los. Und auch zahlreiche „Piefkes“ (Deutsche) beteiligten sich an den Debatten auf Twitter und Facebook.
Ruprecht Polenz twittert
Bereits Frauke Petry, damals noch Vorsitzende der AfD, unterhielt Kontakte zur FPÖ und besuchte gerne die politischen Freunde in Österreich.
Dr. Alexander Gauland und Dr. Alice Weidel, Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, setzten diese Freundschaft zwischen den Piefkes der AfD und den Freiheitlichen in der Alpenrepublik fort. Kein Wunder: Der Wahlkreis der AfD-Spitzenfrau liegt am Bodensee, dort hat sie auch ihr Domizil – neben dem in der Schweiz. Die Wege sind, von dort, kurz zu den Verbündeten in der Ostmark.
Ruprecht Polenz, ehemaliger Generalsekretär der CDU, hat seit einiger Zeit das Medium Twitter für sich entdeckt und verbringt viel Zeit in seinem Ruhestand mit dem Verfassen von bissigen und intelligenten Tweets – um gegen Rechtspopulismus anzukämpfen.
Sein erster Tweet am Samstag, 18.05.2019: Ein „Erinnerungsfoto“ an ein Treffen der deutschen und österreichischen Rechtspopulisten im schönen Wien.
AfD-Führungsriege: Schweigen im Walde
Für die AfD ist, am Freitag und Samstag, die Krise beim österreichischen Alliierten kein Thema. Alice Weidel, Co-Fraktionssprecherin der AfD-Fraktion im Bundestag, twittert stattdessen fröhlich über die vorbildliche Politik in Österreich.
Andere AfD-Funktionäre löschen unterdessen Beiträge, die eventuell unangenehme Fragen aufwerfen könnten. MdB Dr. Robby Schlund (AfD) löscht beispielsweise seinen frischen Facebookbeitrag vom 16. Mai 2019:
Womöglich ist das Thema Auslandsbüro in Russland, im Zusammenhang mit dem Ibiza-Video, aktuell unpassend für die fünfte Kolonne Moskaus.
Martin Sellner: Medienschelte
Martin Sellner, Sprecher der rechtsextremistischen Identitären Bewegung in Österreich, meldet sich natürlich auch zu Wort. Der ehemalige Neonazi, der aktuell wegen Verbindungen zum Attentäter von Christchurch in den Medien präsent ist, übt sich in Medienschelte.
Natürlich retweeted der rechte Aktivist auch viele Beiträge, die das Thema „Verschwörung“ als Inhalt haben. Da ist dann von von sinistren Kräften im Hintergrund die Rede…
Auch andere Funktionäre tauchen bei Twitter im Account von Martin Sellner auf. In diesem Falle, ein Retweet vom Marcus T. Franz, ehemals ÖVP, jetzt parteilos. Journalistische Arbeit wird hier mit dem Aufstellen von Fallen verglichen.
Als ob man HC Strache gezwungen hätte, Österreich an eine russische Oligarchin zu verhökern.
Die AfD: Mimimi
Während die Führungskader der deutschen EU-Gegner sich in den sozialen Medien in Zurückhaltung üben, was ja ansonsten nicht so Sache der AfD ist, wird von anderen Akteuren der sogenannten Alternative für Deutschland (AfD) fröhlich gegen die böse Lügenpresse gehetzt.
DER SPIEGEL und die Süddeutsche Zeitung werden zu Helfern „staatszersetzender krimineller Akteure“ erklärt. Die AfD Hamburg-Wandsbek ist echt wütend. 😉
Unsere Demokratie ist in ernsthafter Gefahr. – In der Redaktion des Sturmgeschützes der Demokratie dürften solche Beiträge am Wochenende zu Heiterkeit beigetragen haben.
Böser, böser SPIEGEL: „Einfach nur unfassbar widerlich“. Anstatt, als Hamburger, mit Stolz auf das Sturmgeschütz der Demokratie zu blicken, Berichterstattung zu gewissen Nahost-Themen mal ausgenommen, wird auf die vierte Gewalt geschimpft.
Christian Lüth, Sprecher der patriotischsten Partei wo gibt, die sich die Verteidigung der deutschen Sprache auf ihre Fahne geschrieben hat, übt sich in SPIEGEL-Bashing.
Leyla Bilge, kam als Flüchtling nach Deutschland und ist heute als Referentin bei MdB Ulrich Oehme (AfD) im Bundestag tätig. Strache tritt zurück! Wie geht es weiter??, postet sie am 18.05.2019 um 11:27 Uhr, offensichtlich sehr betroffen, auf Facebook.
Aussagekräftig ist, by the Way, ihre Einstellung zu einem Plakat der PARTEI („Hier könnten zwei Nazis hängen!“), das sie mit der Aussage Dieses Bild spricht Bände! Ich könnte also dort hängen! im Feed ihrer Facebook-Gruppe. kommentiert.
Hat zwar nicht direkt etwas mit der FPÖ und dem Strache-Rücktritt zu tun, trotzdem ist diese Aussage sehr aussagekräftig: Die eigene Wahrnehmung von AfD-Funktionären und FPÖ-Fans ist nicht uninteressant.
Auch andere Marmeladenbrüder stehen dem blauen Verbündeten, in diesen finsteren Zeiten, bei: Der Vorsitzende der AfD in Sachen, Dr. Maximilian Krah, verbreitet Verschwörungstheorien auf Twitter. Gnadenlos wird hier der Fall des HC Strache mit dem Brand in Notre Dame vermischt. Die Attentate auf JFK und Julius Cäsar sind wohl zulange her, um hier noch als weitere Themen zu ziehen.
Verdächtigungen auf Twitter und Facebook
Häufig genannt werden zwei Namen, wenn es um die Spekulationen geht, wer als mutmaßlicher „Drahtzieher der Verschwörung“ gegen HC Strache in Frage kommt:
Jan Böhmermann (Satiriker und Fernsehmoderator, Neo Magazin Royale) und Tal Silberstein (Politikberater und Wahlkampfstratege; Spindoktor der SPÖ, der bei den letzten Wahlen zum österreichischen Nationalrat in die Schlagzeilen geriet.) werden, von zahlreichen FPÖ- und AfD-Anhängern, als Verantwortliche für den Mediencoup verdächtigt.
Uns sonst so: Whataboutism bei AfD und FPÖ
In den Kommentaren herrscht, neben Verschwörungstheorien und Medienschelte, ganz klar Whataboutism vor. Hier ein Kommentar von – weiß der Geier wie vielen – der auf die bösen anderen Parteien hinweist. Übliches AfD- und FPÖ-Mimimi.
Überraschend sind die, teilweise panisch wirkenden, Beiträge nicht: Die Krise der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), eine Woche vor der Europawahl, wirkt sich auch auf rechtspopulistische Parteien in anderen Ländern aus.
Und auch bei den Europagegnern in Deutschland ist nicht alles rosig:
Der Flügel, um AfD-Rechtsaußen Björn Hoecke, macht Probleme.
Rechtsextremisten, mit krimineller Vergangenheit, machen sich in der AfD breit.
Die AfD hat noch eine Spendenaffäre am laufen: Zur Aufklärung hat die Partei, die gerne von Mut zur Wahrheit schwadroniert, bisher nicht beigetragen.
Einer der Spitzenkandidaten der Alternative für Deutschland (AfD), hat sich inzwischen für de Partei als Spitzenproblem herausgestellt: Guido Reil, AfD-Mann aus Essen, früherer Steiger und selbsternannter Arbeiterführer, wirkt weder kompetent, noch überzeugend.
Ob die Strategie, auf ziemlich deppert und vollkommen unwissend zu machen, greift um neue Wähler zu gewinnen, ist mehr als fraglich. Zumal man inzwischen glauben könnte, dass dies doch nicht nur gespielt ist. Ins EU-Parlament zieht er mit seinem sicheren Listenplatz so oder so ein. Die Rente ist gesichert.
Zurück nach Österreich. Dort gab es am gestrigen Sonntag auf der offiziellen Seite der FPÖ einen Beitrag. Als Ausblick auf das Scharmützel, das wohl demnächst im Wahlkampf zwischen FPÖ und den anderen Parteien zu erwarten ist.
Klare Analyse der FPÖ: Kurz ist schuld!
Am Sonntagnachmittag (19.05.2019), einen Tag nach der Pressekonferenz vom österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz und dem Ende der Freundschaft zwischen ÖVP und FPÖ, hat die FPÖ einen klaren Schuldigen für die aktuelle Krise ausgemacht:
Die ÖVP und Bundeskanzler Kurz. In den Kommentaren zum Beitrag wird Sebastian Kurz beflegelt – so sagt man, wenn der Österreicher halt schimpft. Aber auch die FPÖ kriegt ihr Fett weg: Viele User nehmen den Beitrag ungläubig zur Kenntnis und machen ihrem Ärger Luft.
Es fällt mir schwer, diesen Beitrag überhaupt zu kommentieren.
Deshalb lasse ich es gleich.
Es wird spannend bleiben auf Twitter und Facebook.
Und alles andere als unlustig:
Beim Verfolgen der Tweets des Wochenendes, bin ich auf unzählige, witzige, Memes und Beiträge gestoßen.
Die große Anzahl dieser Inhalte ist einen eigenen Beitrag wert.
Demnächst mehr dazu. Natürlich hier: Im Blog der Ruhrbarone.
Die Ruhrbarone danken dem SPIEGEL für die Genehmigung, den Screenshot aus dem Ibizavideo in ihrer Berichterstattung verwenden zu dürfen.
Mir wird es ein Rätsel bleiben, wie man so ein Verhalten auch nur ansatzweise zu verteidigen versucht.
Mir wird es auch ein Rätsel bleiben, wieso das Thema der späten Veröffentlichung des produzierten Videos so wenig hinterfragt wird. Hier wurde gezielt in die politischen Prozesse eingegriffen. Was machen eigentlich die Geheimdienste, Polizei etc., wenn offensichtlich selbst ein Satiriker zumindest vom Inhalt vor langer Zeit gehört hat?
Natürlich ist insbesondere der 2. Punkt zu klären, um Verschwörungstheorien zu bekämpfen.
Spiegel und SZ haben die Übergabe des Videos auf ihren Seiten beschrieben, dass sie es im Vorfeld prüfen, ist natürlich notwendig und erfordert einen kurzen Zeitraum. Diese Verzögerung meine ich nicht. Das Video wurde vor langer Zeit gedreht.
@ke:
Ich sehe die Weiterreichung zum jetzigen Zeitpunkt, von den Machern des Videos an die beiden Redaktionen, im Zusammenhang mit der Zuspitzung in den letzten Wochen (Diese drei "Ärgernisse" für Kurz.) und in der kommenden Europawahl. Bei der letzten Wahl zum Nationalrat (Zu diesem Zeitpunkt existierte das Video ja bereits.) war die Stimmung zwischen FPÖ und ÖVP (In Koalitionen der österreichischen Bundesländer.) eher ungetrübt.
Von daher war der Zeitpunkt für den Leak jetzt günstig.
Und Straches Rückzug ist schon eine Zäsur für die FPÖ. Die etwas derbe Sprache in dem Video, wird die Fans der FPÖ nicht abschrecken. Die schätzen das eher. Zurück zu Strache: Der hat die Freiheitlichen ja nach der Krise (Rückzug von Jörg Haider und Spaltung der FPÖ) im Jahre 2005 aus der Krise geführt. Leicht zu ersetzten wird er nicht sein.
Mal ehrlich, erwartet irgendjemand nun tatsächlich ein Einbrechen der Wahlergebnisse der FPÖ in Österreich? Ich nicht.
Abgesehen davon haben FPÖ und ÖVP nach der letzten Wahl doch bereits geliefert (u.a. die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen für eine 60h-Woche – die Hotelwirtschaft hat sich garantiert gefreut, Reduzierung der Sozialleistungen für Nicht-Österreicher, und anderes). Weshalb sollten also die Österreicher jetzt die FPÖ nicht mehr wählen? Die FPÖ hat doch erfolgreiche Politik betrieben.
Nein, hier kann sich die FPÖ eigentlich beruhigt nach hinten lehnen und darauf verweisen, dass Strache und Co. verarscht wurden. Das sei kein guter Journalismus. Und deswegen müsse man die Presse stärker kontrollieren.
Personen in kompromittierende Situationen zu bringen -gerne mit Alkohol und Frauen- und das ganze heimlich zu filmen, ist eine traditionelle Maßnahme des Putin Regimes zur Zersetzung politischer Gegner.
Das die Kämpfer für Demokratie und Toleranz solchen Machenschaften begeistert zustimmt, zeigt wie sehr die Sitten verroht sind.
@Jürgen, Ich glaube, daß die FPÖ zugunsten anderer rechter Parteien und der ÖVP verlieren wird.
Ich kann mir auch gut vorstellen, daß diese Aktion aus solchen Ecken kommt, auch wenn sich die Linke besonders freut.
Von Hitler über Meuthen, Lapanne bis zu Strache; die Rechtsradikalen haben es immer verstanden, sich als Opfer zu inszenieren, obwohl sie immer Täter waren. Und ein Teil des Wahlvolkes denkt und handelt in diesem Sinne. Ein Einbruch der Rechtsradikalen von Orban bis Lapanne ist deshalb in dieser Woche von Do bis So eher nicht zu erwarten. Leider!!
Ich denke viele werden den Wahlen fern bleiben. Wen sollen man denn noch wählen? Die SPÖ? Die Silberstein-Affäre ist ja auch noch nicht so lange her.
@ Gerd Wer Schmutz beseitigen will, kann nicht immer sauber bleiben. V.a. wenn er tief in die rechte Kloake greifen muss. Dass sie das ausgerechnet in diesem Fall monieren, nun ja….Kopfschüttel.
Der Cartoon ist gut. Das vorne weg.
Die aktuelle Diskussion (auch hier) zum Video finde ich weniger überzeugend.
AfD und FPÖ gelten als von Russland gesteuert. (Was zu beweisen war und mit dem Video in Teilen geschehen ist.) Und Abgeordnete der Partei "Die Linke" bringen wortgleiche Gefälligkeitsanfragen an die russische Regierung aus der Duma in den Bundestag.
Dies nur mal so zu Irritation eingeworfen.
Bezeichnender und für mich viel wichtiger, weil losgelöst von Spekulationen, ist, wie Linke über DEN Rechten bzw. über DIE rechten Parteien reden. Sie machen das, wie es DIESE Rechten z.B gegenüber Migranten tun. Linksblöd wie gewohnt, feiern sich "Linke" für ihre übersichtliche polititsche Disposition.
Für die, die gerade im Wahlkampfmodus sind, habe ich sogar Verständnis – zum politischen Geschäft gehört auch Vereinfachung und auf die Kacke hauen. Irritierend ist aber, wer alles aktiv im Wahlkampfmodus mitmischt, unsere Medienlandschaft zeigt sich einmal mehr in von jeder politischen Reife befreiter Schafsköpfigkeit. Wie mit solcher Knallköpfigkeit DIESEN Rechten das Wasser abgegraben werden soll, wird für immer das Geheimnis DIESER "Linken" oder DIESER "Linksliberalen" bleiben. So wird jedenfalls effektiv das Feld für parallele Welten bestellt, in denen jeder sich seine Fake-News unwidersprochen erzählen kann.
Dieses Land braucht dringend mehr Demokraten in journalistischen Berufen.
@Thomas Weigle: Sind die Wähler wirklich so dumm? 🙁
Ich spekuliere absichtlich jetzt mal etwas gewagt:
Der russische Geheimdienst hat diese Treffen (es war laut Spiegel nicht nur eins) selbst eingefädelt und das betreffende auch verdeckt aufgenommen, um im Ernstfall Erpressungsmaterial gegen die FPÖ , bzw. speziell gegenüber Strache und seinem Buddy zu haben, wenn sie an der Regierung sind. Das Video ist dann viel später, auf welchem Wege auch immer und ganz gegen die Absicht der Macher, in Hände gekommen, die sowohl der FPÖ, als auch Putin nicht wohlgesonnen sind.
Das würde erklären, wieso es jetzt erst auftaucht, denn ich kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen, dass bei der engen Bindung, die Gudenus zur russischen Regierung hat, Putins Leute nichts von diesen "Gespächen" gewusst haben. Genauso wenig glaube ich, dass irgendwelche FPÖ kritischen Journalisten hinter der Nummer stecken. Die hätten es auf jeden Fall schon vor den letzten österreichischen Wahlen veröffentlicht. Da Ganze war so von den Machern des Videos auf jeden Fall nicht vorgesehen.
Die, die es jetzt an die Presse weitergeleitet haben, haben dann einen Zeitpunkt gewählt, der der FPÖ, den anderen Rechtspopulisten in Europa und Putin am meisten schaden kann. Ob das wirklich erreicht wird, weiß ich nicht, aber die Absicht und der Zeitpunkt sind offensichtlich. Natürlich kann ich auch völlig falsch liegen. Das hat eine Spekulation nun mal so an sich. Aber sie musste einfach mal raus.
Arnold, oder Trump, denn siehe —–https://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/5118079/FPOeDelegation-war-bei-Trumps-Wahlparty
@Arnold Voss: Ich kann ja auch nur spekulieren, da ich das Video ja nicht gemacht habe.
Im SPIEGEL "Putins Marionetten" (Thema: Verbindungen AfD-Russland) und im Zuge der Krimkrise – als plötzlich viele bewaffnete und vermummte Herren ohne Hoheitsabzeichen auf der Krim zu sehen waren.) wurden ja mal die Befehlswege in Moskau dargestellt: Putin sagt -> Der Westen ist böse -> Auf unteren Ebenen wird dann irgendwas entwickelt und umgesetzt: Damit Putin immer glaubhaft dementieren kann. Putins Ziel ist ja klar: Den Westen destabilisieren. Sichtbar an den ganzen Finanzierungen von populistischen und offen faschistischen Bewegungen.
Der FPÖ und den Rechtspopulisten jetzt zu schaden, macht keinen Sinn.
Das auf Regierungsebene in Russland da jemand von sich aus "aktiv" wurde 2017, würde keinen Sinn machen. Außer, man möchte Stress mit Putin haben.
Dass dem FSB ein Video mit so einem Content verloren geht, halte ich für unwahrscheinlich.
Ich denke, jemand in der FPÖ oder ÖVP ist kein Strache-Fan. Haiders Verdrängung aus der FPÖ durch Strache und die spätere BZÖ- Abspaltung in Kärnten (Nach Haiders Tod) zugunsten der FPÖ. HC Strache war da ja der Macher und hat sich nicht nur Freunde gemacht.
Vielleicht war jemanden auch der rechtsradikale Kurs der letzten Zeit zu viel.
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"Die, die es jetzt an die Presse weitergeleitet haben, haben dann einen Zeitpunkt gewählt, der der FPÖ, den anderen Rechtspopulisten in Europa und Putin am meisten schaden kann."
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100% Zustimmung. Der Beitrag – eigentlich war nur die Reaktion in Social-Media als Thema gedacht, den Anteil habe ich zurechtgestutzt – ist so umfangreich, weil mich hier stört, dass in den Medien aktuell der Vorlauf zur Krise nicht thematisiert werden. In den österreichischen Medien wird es nicht mehr explizit erwähnt, weil das eh seit Wochen Dauerbrenner ist und oberhalb des Weißwurstäquators ist es kein Thema bisher gewesen -> Erst jetzt durch das Video.
Der Zeitpunkt war perfekt gewählt.
Vermutlich werden wir nie erfahren wer hinter dem Video steckt.
https://bit.ly/2w9tja3
Halte ich für abwegig. Aber interessant wie schnell man bei einem solche Coups wieder nach Israel zeigt:
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Getroffen hat es die FPÖ und zwei ihrer markantesten Köpfe. Beide verkörpern einen Kurs, der tiefsitzenden Antisemitismus mit einer Bagatellisierung nationalsozialistischer Untaten verbindet. Die jüdische Kultusgemeinde Österreichs und die Regierung Israels lehnen jegliche Kontakte zur FPÖ ab. Antisemitische Ausfälle und deutliche Sympathien für Hitler und seine völkische Politik sind für die FPÖ tägliches Brot: Es sei nur an das unsägliche Rattengedicht von Christian Schilcher aus Braunau oder an die Ungeheuerlichkeiten eines Udo Landbauer erinnert, der Hitler-Bilder verteilte und meinte, auch „die siebte Million sei noch zu schaffen.“
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@Peter Ansmann: Ich vermute mal stark, dass man sehr wohl deutliche Hinweise auf den oder die Ersteller bzw. Konzeptionierer des Videos erhält, wenn man es sich in ganzer Länge zur Gemüte führt. Da wird dann irgendjemand die Kamera neu postieren oder leise verräterische Worte murmeln. Aber das würde dann automatisch auch zur Enttarnung des agent provocateur führen, was SZ und Spiegel ja unbedingt und zurecht verhindern wollen.
@#4 Gerd: Die Erstellung des Videos und seine Veröffentlichung sind seit 1984, seit dem für Günter Wallraff erfolgreichen "BILD"-Ausspähurteil des Bundesverfassungsgerichts, durch Art. 5 GG wg. "der Bedeutung der Informationen für die Unterrichtung der Öffentlichkeit und für die öffentliche Meinungsbildung" gedeckt – was natürlich bitter für den braunen Abschaum ist, der sich ja gern mit seinen Hirnauswürfen auf angebliche Meinungsfreiheit beruft.
Und da braucht es dann noch nicht mal die Rechtsprechung zu den Korruptions- und Bestechlichkeits-Paragraphen des Strafrechts, die den sog. "agent provocateur" meistens straffrei ziehen lässt.
@Klaus Lohmann:
Nein. Das Video ist von Juli 2017 (!). Mal angenommen ich hätte diesen Coup gelandet. Ich hätte vor Jahren – vor der Nationalratswahl in Österreich – das Teil rausgehauen.
Die Typen, die das jetzt an SPIEGEL und SZ geleakt haben, die haben die Ruhe weg. Da soll ja noch Content folgen: Und man baut sowas ja von unten nach oben auf.
Wir dürfen gespannt sein. Und nein, man wir die Urheber nicht finden. Wer über diese Chuzpe verfügt, macht keine Anfängerfehler. Also: Zurücklehnen, warten. Vielleicht ist die AfD ja auch noch Thema dieser Aktivisten.
[…] Ruhrbarone haben gestern die Reaktionen, von Anhängern der FPÖ und AfD, in den sozialen Netzwerken dokumentiert. Was einem bei so einem Wochenende auf Twitter und […]
Der SPIEGEL hat was zu den Hintergründen der Videoveröffentlichung geschrieben:
https://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreich-warum-wir-das-video-ueber-heinz-christian-strache-veroeffentlicht-haben-a-1268548.html
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"Wenn der Teufel mir Dokumente über Korruption im Himmel gäbe", sagte kürzlich der neue Chefredakteur der Enthüllungsplattform Wikileaks im Gespräch mit dem SPIEGEL, "ich würde sie veröffentlichen." Er beschreibt unseren journalistischen Auftrag ziemlich treffend.
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Es gibt Neuigkeiten:
https://kurier.at/politik/inland/fpoe-affaere-um-ibiza-video-mit-strache-und-gudenus-heisse-spur-fuehrt-in-wiener-innenstadt/400501378
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Wer aber ist der eigentliche Urheber dieser Inszenierung? Der israelische Geheimdienst, wie FPÖ-Kreise behaupten? Oder handelt es sich doch um eine parteiinterne Intrige gegen Gudenus und Strache? Dem KURIER berichten mehrere Insider, dass es eine Spur in das parteipolitische Umfeld von Gudenus & Co. geben soll. Dieser kann sich das zwar nicht vorstellen, war an diesem Hinweis jedoch sehr interessiert.
—
Wer das geplant hat, wußte wo es solchen Heimatfrontlern weh tut. Die Linke fallen da also komplett aus, weil die dem Strache höchstens irgendwelche rassistischen Äußerungen entlockt hätten.
Aber "Landesverrat? Das sitzt! Die Mehrzahl der mir bekannten Linken freut sich zwar, hat aber eigentlich immer noch nicht so 100%ig kapiert, was eigentlich der Knackpunkt an der Sache sein soll.
Die, die die Sache ausgebrütet haben, können nur Leute sein, die Zugang zum Haus hatten, und genau wußten, wo es schmerzhaft sein wird für Strache und Gudenus.
Dazu kommt, daß das Haus und seine Eigentümer dem Strache unverdächtig erscheinen mußten.
An die Geheimdienststory glaube ich nicht.
Wie konnte man das nur übersehen? Natürlich!! DER MOSSAD!!!! Wer auch sonst?
[…] Nach Ibiza-Gate ist ka/ri/ns/ta/nge/r vom guten Ergebnis der FPÖ […]