Von Anfang Februar bis Mitte September diesen Jahres war in Düsseldorf die erste Fotoausstellung zu sehen, die sich der 150jährigen Geschichte des Mediums widmete: 150 exemplarische Lichtbilder, ausgewählt aus einem Konvolut von 3000 Artefakten, dessen Erwerb im Jahr 2018 auch deshalb als Glücksfall galt, weil die Landeshauptstadt sich um das Bundesinstitut für Fotografie (BIF) bewarb, und die Kaufsumme von acht Millionen für den Erwerb des Konvoluts das starke Interesse der Stadtpolitiker unterstrich. Im vergangenen März ein Nackenschlag, denn die Experten-Kommission gab der Stadt Essen den Vorzug (Räumlichkeiten, Fotosammlungen des Folkwang- und einstigen Ruhrlandmuseums, etc.). Eine kleine Hoffnung bleibt, weil die Machbarkeitsstudie neben dem Standort Essen ergänzend auch Düsseldorf prüfen soll. Im Januar 2021 wissen wir mehr.
Der unvoreingenommene Beobachter fragt sich jedoch, warum erst im Mai 2020 das Handelsblatt die hohe Summe für den Ankauf in Frage stellt und Kritiker aufruft, die an der Qualität der erworbenen Artefakte zweifeln. Der FAZ-Artikel von voriger Woche (immerhin vier Monate später!) nimmt die Positionen des Vorgängertextes auf und präzisiert Daten. Auf der Suche nach Antworten, kommt man an Andreas Gurskys langjährigem Engagement für ein Deutsches Fotoinstitut (DFI) nicht vorbei. Erst kürzlich hat sich ein Förderverein DFI gegründet, für den auf Gurskys Webseite geworben wird. Ein Konkurrenz-Projekt, dem eine endgültige Absage aus Berlin gelegen käme? Die von der Stadt Düsseldorf zugesagten 40 Millionen für das BIF könnten dann in das Gursky-Vorhaben fließen. Werden da also zwei Düsseldorfer Süppchen gekocht? Und die NRW-Landesregierung? Bevorzugt sie ohnehin ein Bundesinstitut für Fotografie auf dem Weltkulturerbe-Gelände der Zeche Zollverein, das zehn Jahre nach der Kulturhauptstadt Ruhr einer neuen Attraktion bedarf?
(ibe)