Zwei Videos die zeigen, warum Guido Reil für die SPD im Ruhrgebiet so gefährlich ist

reil_plasberg
Im Mai trat das Essener Ratsmitglied Guido Reil aus der SPD aus, im Juli trat er der AfD bei. Reil war 26 Jahre in der SPD, ist Steiger auf Prosper-Haniel in Bottrop, Betriebsrat und aktives AWO-Mitglied. Ob er für die AfD für den Landtag kandidiert ist noch nicht klar, noch unklarer ist es, ob die AfD ihn aufstellen wird. Unter den ersten zehn Kandidaten, die in den Landtag kämen, wenn die AfD im Mai 2017 nur knapp die Fünf-Prozent-Hürde überspringen würde, ist er nicht – der Rest der Liste, bei denen auch die nächsten zehn Plätze, glaubt man den Umfragen, zur Zeit ziemlich sicher sind, werden auf dem AfD-Landesparteitag am kommenden Wochenende in Werl gewählt.

Reil trat am Montag bei Hart aber Fair auf und Frank Stenglein hat sicher Recht wenn er in der WAZ schreibt:

Dass aber nun „in jedem Essener Supermarkt“ Wachmänner stünden, die auf diebische Flüchtlinge aufpassen, ist ebenso grob falsch wie die pauschale Behauptung, in den Siedlungen im Essener Norden funktioniere das Zusammenleben überhaupt nicht. Und dass Flüchtlingen „Rundum-sorglos-Pakete“ geschnürt würden, während der deutsche Rentner darben müsse, ist in der Tat „pure Propaganda“, wie Kanzleramtsminister Peter Altmaier dazwischenrief. Der Einfluss von Reils neuen AfD-Freunden macht sich hier bemerkbar.

Aber Reil ist authentisch, er spricht die gefühlte Wirklichkeit vieler Menschen aus –  und  auch Teile der Wirklichkeit, die viele nicht wahr haben wollen. Er vermischt geschickt reale Probleme mit Ressentiments und das rhetorisch geschickt und glaubwürdig.

Das macht den AfD-SPD Mann zu einer großen Gefahr für die Sozialdemokraten im Ruhrgebiet. Und wie groß die ist, wird deutlich, wenn man den Auftritt Reils in der ARD mit einem Werbevideo der Jusos-NRW vergleicht, das in Essen gedreht wurde.

Die Jusos tun so, als ob ihre Partei nicht seit 1998 mit vierjähriger Unterbrechung in der Bundesregierung sitzt und seit den sechziger Jahren mit fünfjähriger Unterbrechung in Düsseldorf regiert. Auch in Essen gibt es zur Zeit eine große Koalition, die Stadt wird zudem seit Ende des Krieges von der SPD dominiert. Wer soll da das Oppositionsgehabe der Jusos glauben? Und wer spürt nicht, wie verzweifelt der Juso gegen Ende des Videos versucht, im Ruhrgebietsdialekt zu reden – den man ihm nicht abkauft. Alles an diesem Video wirkt gestellt, unabhängig von den Inhalten. Jusos stehen normalerweise nicht an der Bude und diskutieren mit den Menschen, das stimmt einfach nicht und jeder weiß es.  Reil dagegen wirkt sogar authentisch wenn er lügt. Und er ist wirklich Betriebsrat, fährt den AWO-Bus in Essen – er ist näher an den Menschen, ein traditioneller Kümmerer. Sicher, er weiß diese Karte zu spielen, wie die alten Sozis sie immer zu spielen wussten – nur viele der neuen Sozis können sie nicht mehr spielen – das sieht man gut an dem Juso-Video.

Tritt Reil für den Landtag an, kann die AfD in Teilen des Ruhrgebiets über 20 Prozent holen – in den Arbeiterbezirken mit niedriger Wahlbeteiligung. Die Sozialdemokraten sollten Kerzen anzünden und entweder dafür beten, dass Reil nicht antritt oder die AfD-Delegierten so dumm sind, ihn nicht zu wählen, wenn er es doch tut.

 

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Himynameis
Himynameis
8 Jahre zuvor

Der Juso ist dieser hier: http://www.nrwjusos.de/personen/frederick-cordes/ und zumindest vor 10 Jahren hat der noch gestriegeltes Hochdeutsch gesprochen. Vielleicht hat er sich "wat und dat" aber mittlerweile auch antrainiert (gehört ja sicherlich zum guten Ton, irgendwie muss man die Verbundenheit zum kleinen Mann schließlich zeigen) und ist nur schauspielerisch so hölzern.

Norbert Krambrich
Norbert Krambrich
8 Jahre zuvor

Schon in früheren Zeiten ist einem in der Ruhrgebiets-SPD der Typus Reil verstärkt über den Weg gelaufen, in der Regel diensteifrig bei undankbaren Jobs im Ortsverein, gerne nach oben buckelnd, aber sich bei der Verteilung von Mandaten permanent Übergangen fühlend ( weil der Besenstil zur Not dann doch sympatischer war) . Mit solchen Leuten am Wahlkampfstand ( in früheren Zeiten gerne von Jusos besetzt, Studenten haben ja tagsüber Zeit) war dann der Brechreiz problematischer als das stupide Verteilen von Blümchen, Kugelschreibern und Luftballons zur Blagenbelustigung. Wenn dann solche Unsympathen ernsthafte Wahlchancen haben, dann spricht das Bände für das Befinden des Wählers.

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

Als ich 1973 etwa ein Jahr lang SPD-Mitglied war, dominierte zahlenmäßig dieser Typus, zu dem auch Reil gehört. Akademiker waren noch selten Mitglied dieser Partei. Allerdings haben sich damals die Genossen von "Häuptlingen" die Welt erklären lassen und entsprechend derer Forderungen auch ihr Abstimmungsverhalten angepaßt. So habe ich ich die Sozis auch noch in den Neunzigern im Duisburger Rat erlebt. Allerdings gab es zu dieser Zeit schon einige Akademiker unter den Parteimitgliedern mehr. Aber richtig zu entscheiden, hatten die als Gruppe auch noch nichts. Auch die mußten sich den jeweiligen Häuptlingen unterordnen, wenn sie Listenplätze haben wollten. Aber was damals Häuptlinge und Akademiker gemeinsan hatten, war das Häuschen in besseren Wohngegenden. So etwas beeinflußt das Denken enorm. Gestern, bei der Wiederholung von "Hart aber Fair" konnte ich die Diskussion zwischen Gesine Schwan und Guido Reil mit großem Staunen verfolgen. Beide SPD Mitglied, jahrelang, aber Welten liegen zwischen ihnen. Welten. Reil, der als Steiger und Betriebsrat in seinem Denken und Handeln seinen täglichen Umgang mit Arbeitern aller Nationalitäten mitten im Integrationsprozeß drinsteckt, und eine Gesine Schwan, die nie von den Dingen gehört hat, über die Reil sprach. So kam es bei mir an. Sie hat nie davon gehört und somit ist für sie die Integration ein theoretisches Konstrukt. Das war interessant zu beobachten. Was noch interessanter ist, daß einer wie Reil sich nichts mehr von seinen Häuptlingen sagen läßt. Auch das ist neu. Wenn das Schule machen sollte, bleibt der Teil der SPD-Mitglieder übrig, der genausogut bei den Grünen sein könnte. Und das erklärt auch einiges aus meiner Sicht. Kurzum, ich habe gestern eine SPD gesehen, die ich bisher nicht kannte. Die Kumpel parieren nicht mehr. Wer hätte das gedacht?

ke
ke
8 Jahre zuvor

Wer den Menschen die Welt aus einer Sicht erklärt, die nur aus einem Paralleluniversum kommen kann, muss sich nicht wundern, dass die Wähler davonlaufen.
Auch der treueste Arbeiter merkt, dass hier etwas nicht stimmt. Wenn Theorie auf Lebenwirklichkeit trifft, erleben eine Situation wie in der angesprochenen Fernsehsendung.

Die Lösung der SPD-Jugend: Die anderen sollen mal wieder Kohle überweisen.

Das ist höchstens für gelangweilte Mittelstands-Kids interessant, die bis zum 30. Lebensjahr an der Uni sind und nie selber Geld verdient haben. Sie wollen die Welt retten, die sie eher theoretisch kennen. Ein paar schaffen es dann ja auch bis in die höchsten Ämter.

BTW: Seit wie vielen Monaten ist das Regierungs-U-Boot aus Ddorf jetzt schon abgetaucht, um möglichst wenig mit den Problemen zu tun zu haben?

Moritz Flesch
8 Jahre zuvor

Natürlich steht nicht "in jedem Supermarkt" ein Security-Mitarbeiter. Allerdings in allen Supermärkten, die in "sozialen Brennpunkten" liegen. Und diese Brennpunkte nehmen rapide zu. Dass diese Mitarbeiter dort und auf Festivals/stadtfesten notwendig sind, hat sich wenig mit terroristen und viel mit sexuellen Übergriffen zu tun. Den Verweis auf die letzten Vorfälle in Essen hat altmeier ja gekonnt niedergebrüllt, insofern wird die Entwicklung so weitergehen wie bisher. SPD und CDU werden den die Situation weiter schönreden,die Bürger zu "mehr mut für Veränderung" aufrufen und deren Steuergelder für Beruhigungsaktionen verschwenden. Die Bürger werden sich bevormundet und verarscht fühlen und der Stimmenanteil der afd steigen. Traurig.

Norbert Krambrich
Norbert Krambrich
8 Jahre zuvor

Die Schmonzetten vom sozialdemokratischen Arbeiter waren schon vor 30Jahren langweilig, mir sind da in der Regel weniger Proletarier als vielmehr Proleten begegnet und der aufbegehrende Kumpel ist nur deshalb bemerkenswert, weil in der Opportunisten SPD jedes Mitglied auffällt, dass sich nicht devot von seinem Siggi beschimpfen lässt.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@#5 Moritz Flesch: Mag sein, dass es in Essen komplett anders ist, aber hier in Dortmund sind Security-Mitarbeiter in "Brennpunkt"-Discounterfilialen hauptsächlich wg. alkoholisierter Randale/Hausfriedensbruch, Diebstahl und gewaltsamen Angriffen aufs Personal eingeführt worden.

TuxDerPinguin
TuxDerPinguin
8 Jahre zuvor

Als Volksparteien hatten SPD und CDU auch immer schon einen großen Anteil von Na…tional ausgerichteten Mitgliedern, die eigentlich deutlich rechts vom Kurs ihrer Partei standen. Ich bin aufgewachsen in einer Familie voller Arbeitsloser, Niedriglöhner-Malochern, Frührentner, die alle SPD wählten oder seit jüngerer Zeit teilweise Linkspartei, die aber alle viele rechte Gesinnungen besaßen. Dessen Meinungen und Ängste waren mir von kleinauf völlig fremd. So wie für heute noch mich Menschen wie Weil völlig fremd sind. Man kann anscheinend nebeneinander wohnen und aufwachsen, aber gedanklich völlig in Parallelwelten unterwegs sein.

Yilmaz
Yilmaz
8 Jahre zuvor

Soviel Security wie dieses Jahr gab es bei Essen Original noch nie, und trotzdem gab es da sexuelle Übergriffe von Migranten.

Warum hat die SPD denn wohl die Sylvester-Attacken der Araber in Köln verheimlichen wollen ?

Weil Herr Reil (leider) Recht hat….

Thorsten Stumm
8 Jahre zuvor

Die FAZ bringt die aktuelle Verblendung von der Herr Reil spricht sehr schön auf den Punkt.

http://blogs.faz.net/deus/2016/09/06/das-regierungsfreundliche-gibgeldduopfa-der-medien-in-der-provinz-3716/

Norbert Krambrich
Norbert Krambrich
8 Jahre zuvor

Interessanterweise hat der für den Bereich Security Zuständige des Stadtfestes in Essen auf Nachfragen der aktuellen Stunde dezidiert darauf hingewiesen, dass die Aufstockung der Sicherheitskräfte auf Wunsch der Polizei geschehen und dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis des Bürgers nach Ansbach und Würzburg geschuldet sei.Also weniger Köln als mehr Bayern.
Dieses permanente Spiel mit diffusen Ängsten ist letztendlich weniger Ergebnis von Kriminalstatistik oder fundierter gesellschaftspolitischer Analyse als vielmehr eine Überdosierung des Placebomedikamentes Angst.Sexuelle Übergriffe sind auch nichts Neues, nur nennt man die in Köln zumindest in den Monaten Februar März eher Karneval.
Und wenn ich die letzten Monate Revue passieren lasse, die Aussagen ängstlicher AfD Wähler anschaue, die zwischen Hysterie, Gegeifer und Geschrei schwankenden Aussagen Teils sehe, dann drängt sich mir eher dir Sorge auf, dass wir es mit einer rapide zunehmenden Zahl behandlungsbedürftiger psychischer Erkrankungen zu tun habe.In diesem Falle ist nicht in erster Linie Verständnis sondern Haldol das Mittel der Wahl.

Thorsten Stumm
8 Jahre zuvor

@Norbert Krambrich
Man muss kein AfD Wähler oder ängstlich sein um Ihre Verniedlichung und Relativierung von sexuellen Übergriffen als "Karneval" ekelhaft und dumm zu finden. Und eine unverschämte Verhöhnung der Opfer.

thomas weigle
thomas weigle
8 Jahre zuvor

Letzt hör ich mich sagen: "Man könnte ja mal FDP wählen." Soweit bin ich schon. Schlimm, geradezu ungeheuerlich! Das liegt daran, dass diese Landesregierung v.a. für 1 steht: DIE ABWESENHEIT VON VERNUNFT!!!

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Norbert Krambrich -11-

"Hysterie, Gegeifer und Geschrei……."

Ja, und darauf bezogen kommt man immer wieder dazu, die insofern schrecklich-erschreckende Wirkung der sog. sozialen Netzen zu bedenken und zu problematisieren, die m.E. ganz wesentlich "Hysterie, Gegeifer und Geschrei" befördern, ja, zu deren Wesen Hysterie, Geschrei und Gegeifer zu gehören scheinen. Dass dabei weiterhin "klassische" Print-medien "mitmischen", blende ich nicht aus – sh.. vor allem BILD.

Ich weiß nicht, wie man "der internetbeförderten bzw. befeuerten Idiotie durch und in den sog. sozialen Netzwerken" argumentativ mit den Mitteln der Ratio begegnen kann, um zumindest zu erreichen, daß die "idiotische Hysterie, daß das idiotische Gegeifer, daß das idiotische Geschrei" von den Verursachern als solches wahrgenommen und möglicherweise sogar selbstkritisch bedacht werden könnte.

(In einer anderen Disk. hier bei den Ruhrbaronen habe ich in diesem Zusammenhang 'mal davon gesprochen, daß wir -nicht nur in Deutschland- dabei zu sein scheinen, uns von einer freiheitlichen Demokratie in eine "politische Idiotie" zu verwandeln bzw., um mit einem klassischen staatsrechlichen Begriff zu arbeiten, in eine Ochlokratie (Herrschaft des Pöbels).

Norbert Krambrich
Norbert Krambrich
8 Jahre zuvor

@ Thorsten Stumm, die Verniedlichung des Karnevals lag mir fern, mir drängt sich nur das Gefühl auf, dass es einer Partei wie der AfD, deren reaktionäres Familienbild diskussionswürdig ist, weniger um sexuelles Selbstbestimmungsrecht oder um Gleichberechtigung geht, als vielmehr um das Mittel der Vergewaltigungsangst.Und komischerweise wird die Zahl von Übergriffen im Karneval weit weniger thematisiert, möglicherweise weil der Karneval noch eine deutsche Domäne ist.
Wer hier wie und wo verhöhnt bleibt noch zu klären.

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

@Norbert Krambrich, was ist ein "reaktionäres Familienbild"?

kE
kE
8 Jahre zuvor

Die Medien, die sozialen Medien verunsichern?

Das mag sein, gilt aber nicht für viele ältere Bewohner, die ich kenne und die das Internet gar nicht nutzen. Sie sind total verunsichert, verlassen oft das Haus nicht.

Polizeistatistiken in NRW lügen nicht. Die Einbrüche steigen. In meinem Bekanntenkreis gab es viele Opfer. Dies gilt auch für Raub etc. Dass Wachmänner in den Geschäften sind hat sicherlich auch nicht mit einer ABM der Ladenbesitzer zu tun. Es sind einfach zusätzliche Kosten, die über Jahre nicht notwendig waren.

Wenn Politik diese Probleme weiter ignoriert bzw. relativiert, wird es Parteien geben, die diesen Markt bedienen.

Eine NRW-SPD mit IM Jäger ist ein Synonym für verfehlte Innenpolitik. In der Justiz sieht es nicht besser aus. Innenpolitik als Markenkern der CDU ist Vergangenheit. Mit Einschränkungen gilt es für die CSU.

Die Wachmänner waren schon vor dem starken Anstieg der Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten da. Das weiß auch der Bürger.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

Damit erreicht eine Entwicklung Deutschland, die man schon in mehreren anderen europäischen Ländern beobachten konnte. Das Führungspersonal von Arbeiterparteien ist über die Jahrzehnte immer bourgeoiser geworden und hat sich immer weniger um die kleinen Leute im eigenen Land gekümmert, was dann irgendwann von anderen Parteien erkannt und genutzt wurde.

Thorsten Stumm
8 Jahre zuvor

@Norbert Krambrich
Sie reden wie ein AFDler, die gleich verrohte Sprache nur mit progressiven Mäntelchen. Nach jeder Entgleisung eine verschwurbelte Erklärung nachliefern, dass man es ach nicht so gemeint hat aber die Unverschämtheit bleibt einfach mal stehen. Gut abgekupfert….Wer hier wie und von wem bleibt noch zu klären

Walter Stach
Walter Stach
8 Jahre zuvor

Existenz und Erfolg der AFD scheinen zweierlei zu bewirken, was der Zukunft der freiheitlichen Demokratie dienlich wäre::
1.
Es scheint wieder dazu zu kommen, den politischen Diskurs unter Demokraten als essentiell für ein demokratisches Gemeinwesen anzuerkennen und zu praktizieren, der in der -bisherigen-"Merkel-Ära" im Mief von Gleichförmigkeit/Gleichgültigkeit/Machtsicherung als Selbstzweck und um jeden Preis" verschwunden schien.

2.
In allen demokratischen Parteien beginnt man, so jedenfallsl mein Eindruck , mit einer kritischen Selbstanalyse zum Thema Bürgernähe der Partei, ihrer Funktionäre, ihrer Mandatsträger – in der Sache -wo drückt der Schuh?-, nicht zuletzt aber auch zur Art und Weise der (alltäglichen) Kommunikation mit den Bürgern -verbal/nonverbal.

Die politischen Eliten werden bezogen auf die von mir unter 1. un 2.umschriebenen positiven Tendenzen nicht umhin können, sich selbstkritisch zu fragen, warum es dazu der Existenz und der Erfolge der AFD bedurfte.

kE 17-
Ich denke, wir streiten nicht darüber, daß Ängste und Sorgen der Bürger durch "die " Politik registriert, aufgegriffen und in den demokratischen Prozess einzubringen sind, damit über das OB und das Wie von Problemlösungen offen und öffentlich beraten und ggfls. mit Mehrheit entschieden werden kann.
Ich stimme ihnen zu, wenn sie vor allem bezüglich des "Sicherheitsbedürfnissses" der Bürger hier Defizite feststellen, und das bezieht eben auf eine gefühlte und oftmals objektiv belegte Bedrohung der individuellen Sicherheit durch "böse Menschen" unter den "Alteingessenen", den "Neuankömmlingen", den Menschen mit und ohne Staatsangehörigkeit, auf Ältere und Jüngere usw.
Diese Defizite aufzuarbeiten ist das Eine, das m.E. Selbstverständliche und das, mit dem sich jetzt mehr und mehr alle demkratischen Parteien -auch mit der gehörigen Selbstkritik-befassen.
Das Andere ist, die Ängste der Bürger zu befördern, zu befeuern -auch mit Falschaussagen-, um daraus parteipolitisches Kapital zu schlagen. Und diejenigen, die diesbezüglich im Wettbewerb stehen, tragen nicht zur Problemlösung bei, im Gegenteil, sie behindern sie und b.) fördern sie damit bewußt oder unbewußt, grobfahlässig oder gar vorsätzlich die Distanz der Bürger von der parlamentarischen Demokratie und von den diese Demokratie maßgeblich tragenden und gestaltenden demokratischen Parteien.
Der Herr Reil, um den es hier geht, scheint mir zu diesen politischen Akteuren zu gehören,die letztendlich Problemlösungen im Wege stehen und die für die Zukunft der parlamentarischen Demokratie gefährlich werden könnten.
Ich schließe allerdings nicht aus, daß ich Herrn Reil mißverstehe, daß ihn "falsch einschätze" . Sicher bin ich mir jedoch in meiner Wahrnehmung, nach derf Herr Reil als politischer Akteur maßlos überbewertet wird, auch dank des Kommentars von Stefan Laurin und der Beiträge dazu -meine eingeschlossen-.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

@15:

Das erste Mal, dass ich von massenhaften sexuellen Übergriffen auf dem Oktoberfest gehort habe, war unmittelbar nach(!) den massenhaften sexuellen Übergriffen von Köln.

Wirklich komisch, dass das nie zuvor in Presse und Politik ein Thema war. Weder in der Süddeutschen, noch unter den bayerischen Grünen.

Ihre Behauptungen zum Karneval Fällen für mich in die gleiche Kategorie: Desinformation!

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@Gerd: Ist nicht "komisch", sondern war bis zu den Ereignissen von Köln ein "grauer" und damit der Öffentlichkeit eher unbekannter Fleck auf der Weste der deutschen Justiz:

http://www.taz.de/!5268871/ (aus januar 2016)
"Bestimmte Formen sexueller Gewalt gelten immer noch als Kavaliersdelikt. Einen Griff an den Po oder ein Bedrängen in einer Menschenmenge kann das Opfer zwar anzeigen, aber es wird nicht weiter verfolgt. Das Gesetz spricht von Nötigung und die muss in irgendeiner Form mit Bedrohung einhergehen oder eine Vergewaltigung sein. Alles was „darunter“ liegt, wird strafrechtlich nicht verfolgt."

Die Sexualstrafrechtsreform, die auch o.g. sexuelle Belästigungen unter Strafe stellt, wurde erst Anfang Juli diesen jahres beschlossen.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

Klaus,

erstens ist der verlinkte Artikel auch erst nach den massiven Übergriffen von Köln veröffentlicht worden. Zweitens wird da viel spekuliert mit Dunkelziffern, die man nicht widerlegen aber auch nicht belegen kann. Drittens ist die Spekulation nicht konsequent: Wenn das Dunkelfeld zehn bis zwanzig mal so groß ist ist wie die tatsächlich angezeigten Straftaten und es in Köln ca. 450 Anzeigen gegeben hat, dann sind Köln und das Oktoberfest immer noch Vorfälle völlig unterschiedlicher Quantität. Und viertens, in Köln wurde den Frauen nicht mal kurz an den "an" den Hintern gefasst. Da sind Dinge von ganz anderer Qualität abgelaufen.

Sexuelle Belästigung: Das Phänomen "taharrush gamea" ist in Deutschland angekommen – DIE WELT
http://www.welt.de/politik/deutschland/article150813517/Das-Phaenomen-taharrush-gamea-ist-in-Deutschland-angekommen.html

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
8 Jahre zuvor

@Gerd: Alles richtig, aber ich habe bewusst nur den Absatz zitiert, der im Zusammenhang mit der Wahrnehmung sexueller Übergriffe und der bis dato fehlenden Strafbarkeit wichtig ist. Wenn es keine verurteilten Straftaten gibt (bitte nicht Anzeigen mit Verurteilungen verwechseln), weil es das entspr. Gesetz noch nicht gibt und Anzeigen deswegen nicht weiter verfolgt werden, werden auch keine gehäuften Straftaten in der Öffentlichkeit wahrgenommen, da ist allgemein nichts Komisches dran. Das bedeutet aber im Umkehrschluss *nicht* logischerweise, dass es *vor* Köln keine sexuellen Belästigungen auf Events oder im Freibad oder anderswo in der Öffentlichkeit gab.

Zum Status Ihres Punkt 4, Stand Juli diesen Jahres:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/koelner-silvesternacht-erste-schuldsprueche-wegen-sexualdelikten-a-1101870.html
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/koeln-in-der-silvesternacht-verurteilter-legt-rechtsmittel-gegen-urteil-ein-a-1103680.html
http://www.huffingtonpost.de/2016/07/28/vergewaltigung-silvester_n_11252502.html?utm_hp_ref=koeln_silvester
et al.

Es gibt also rechtskräftig 2 Veurteilungen wg. sexueller Übergriffe mit Bewährungsstrafen und knapp 500 Anzeigen wg. sexueller Übergriffe, in denen noch ermittelt wird. Und eine Verurteilung, die neu verhandelt werden muss.

himynameis
himynameis
8 Jahre zuvor

@Klaus Lohmann: die geringe Zahl der Verurteilungen resultiert aus dem Staatsversagen in dieser Nacht, davor und danach, das die Wähler leider zur AfD treibt. Sie ist sicherlich nicht Anzeichen dafür, dass hier nichts Außergewöhnliches passiert ist. Letzteres behauptet nichtmal IM Jäger.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

"Das bedeutet aber im Umkehrschluss *nicht* logischerweise, dass es *vor* Köln keine sexuellen Belästigungen auf Events oder im Freibad oder anderswo in der Öffentlichkeit gab."

Das hat ja auch niemand behauptet! Nach Köln wurde die Behauptung in die Welt gesetzt, dass es Vorfälle von ähnlicher Masse und Art wie in Köln schon früher gegeben hätte, was ich aus den angegebenen Gründen für völlig unglaubwürdig halte.

Oder meinst du, dass es schon früher Veranstaltungen gegeben hat auf denen mehrere hundert Frauen in wenigen Stunden derart sexuell belästigt wurden, dass es teils die Grenze zur Vergewaltigung überschritten hat?

thomas weigle
thomas weigle
8 Jahre zuvor

@ Gerd 26 Einverstanden. Hätte es solche Vorfälle in Form und Zahl wie in Köln, wo und von wem auch immer gegeben, hätte nicht nur Frau Schwarzer Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Und gewiss wären solche Vorgänge auch Thema bei den Ruhrbaronen gewesen.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

Nachtrag: War auf Mena Watch verlinktbund passt zum Thema.

Über den Mythos vom fremden Vergewaltiger | EMMA
http://www.emma.de/artikel/ueber-den-mythos-vom-fremden-vergewaltiger-333349

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