Die Stadt Bochum zeigt noch bis zum 9. November 2020 in der Huestraße zwischen Hauptbahnhof und Dr.-Ruer-Platz die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“. In einer großformatigen skulpturalen Präsentation würdigt die Ausstellung in Trägerschaft des Zentrums deutsche Sportgeschichte e.V. das große Verdienst jüdischer Sportlerinnen und Sportler für die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland und dokumentiert anhand ausgewählter Porträts deren Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 17 herausragende deutsch-jüdische Sportlerpersönlichkeiten, die als Nationalspielerinnen und -spieler, Welt- und Europameisterinnen und -meister, Olympiasiegerinnen und -sieger und Rekordhalterinnen und -halter zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten. Mit überlebensgroßen Silhouetten wird an ihr Leben und ihre Erfolge erinnert.
Nur, weil sie Juden waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, Titel wurden aberkannt. Dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Nicht wenige Sportlerinnen und Sportler, wie der Fußballnationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache Deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch, wurden deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer. Vorgestellt werden ebenfalls die Biografien der Fechtolympiasiegerin Helene Mayer, des Schachweltmeisters Emanuel Lasker, des Meisterboxers Erich Seelig, der Deutschen Tennismeisterin Nelly Neppach, der Deutschen Speerwurfmeisterin Martha Jacob, der Leichtathletin Gretel Bergmann, der Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow, der Europameister im Gewichtheben beziehungsweise im Ringen Julius und Hermann Baruch, des Eishockeyspielers Rudi Ball und des deutschen Fußballnationalspielers Gottfried Fuchs.
Die Ausstellung bietet mit der Schwimmerin Sarah Poewe aber auch einen Ausblick und stellt eine wichtige Verbindung zur Gegenwart her. Als erste jüdische Athletin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gewann sie 2004 in Athen eine olympische Medaille für Deutschland. Eigens für die Präsentation in der Huestraße hat das Fanprojekt Bochum eine weitere Figur initiiert, die über den Bochumer Fußballspieler Erich Gottschalk informiert.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Dienstag, dem 6. Oktober 2020 um 18 Uhr an der Adresse Huestraße 24 / Ecke Dr.-Ruer-Platz statt. Zur Eröffnung sprechen unter anderem der Oberbürgermeister der Stadt Bochum, Thomas Eiskirch, sowie Prof. Dr. Dieter H. Jütting vom Kuratorium DFB-Kulturstiftung. Dr. Henry Wahlig vom Deutschen Fußballmuseum führt in das Thema der Ausstellung ein.
Initiiert, konzipiert und finanziert wurde und wird die Ausstellung durch die DFB-Kulturstiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die aus Anlass der European Maccabi Games 2015 in Berlin erstmals gezeigte Ausstellung wurde zudem durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und die Deutsche Bahn Stiftung gefördert.
Die Ausstellung ist zweisprachig (deutsch/englisch) und über QR-Codes mit einer Online-Ausstellung verknüpft, auf der ergänzende Texte, Fotos und Filme ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren. Alle Informationen dazu unter: www.juedische-sportstars.de
Danke für die Info. Unsere Städte und Orte werden sowieso viel zu wenig für Ausstellung in der Öffentlichkeit genutzt.
Ich schließe mich @ ke an. Eine Ergänzung zu Walther Bensemann. Als er nach der WM 34 in seinem Exilland Schweiz verstarb, widmete ihm die Frankfurter Eintracht noch einen ehrenden Nachruf. Das war damals schon recht ungewöhnlich. Es gab übrigens lange Jahre, ab den Endvierzigern ein europäisches Jugendfußballtunier zu Pfingsten, dass seinen Namen trug-in Karlsruhe, dort hatte Walther Bensemann ebenfalls lange Jahre der "Englischen Fußlümmelei" so manche Türe geöffnet. 1972 wollte Herberger, dass der DFB Gottfried Fuchs zur Eröffnung des Münchener Olympiastadion einlädt. Dieses Ansinnen wurde von dem unseligen Neuberger, damals DFB-Vize, abgebügelt. Er befürchtete einen Präzedenzfall. Immerhin lebte Fuchs ja in Kanada….