
Rede von Hannah Kassimi am 8. März in Halle.
In Deutschen Medien wird selten ein gutes Haar an dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump gelassen.
Neben der großzügigen Dosis Anti-Amerikanismus, welcher Deutsche seit jeher dazu brachte amerikanischen Präsidenten, egal welcher Coleur, mit Argwohn zu begegnen, hat die den democrats [1]zugewandte amerikanische Presse selbst dafür gesorgt, Trump gewissermaßen als zweiten Adolf Hitler zu framen.
Diese Einordnung wurde schnell von deutschen Medien ganz umstandslos und dankbar übernommen.
Zwischen Rechten, Rechtspopulisten und Rechtsextremisten wird von den meisten Linken, Links-Lehnenden und Liberalen schon lange nicht mehr unterschieden. Die historischen Unterschiede zwischen den USA und Deutschland, besonders in Bezug auf den Werdegang der politischen Rechten, findet so gut wie keinen Eingang in das Denken der meisten deutschen Journalisten.
So präsentierte Zum Beispiel der Deutschlandfunk affirmierend unterschiedliche Kritiker Trumps, welche einstimmig erklärten, Trump habe „autokratische Züge“ und man müsse befürchten er regiere als „Alleinherrscher“. Er habe zudem „autoritäre Instinkte“ und mit ihm seien die USA nun sicher „schlafwandelnd auf dem Weg in eine Diktatur.“[2]
Monitor berichtete, Trumps Rückkehr bedeute „schwere Zeiten für Frauenrechte“.[3]
Alarmistisch wurde dabei von Trumps „Angriff auf die Justiz“ gesprochen und die Meinung seines neuen Verteidigungsminsters, dass Frauen keine Kampfsoldatinnen sein sollten, als Peak des Frauenhasses gewertet.
Auch wenn ich die Meinung, Frauen sollten generell keine Kampfsoldatinnen sein, nicht teile, so ist diese Aussage im Vergleich zu tatsächlichem Frauenhass, der sich vor allem durch sexuelle Gewalt und Mordlust ausdrückt, keine, die bei mir mehr als ein Stirnrunzeln auslöst.
Aber es geht noch weiter: Trump „und seine Leute“ sollen laut Monitor vorhaben, das „Rad einer jahrhundertlangen Befreiungsgeschichte wieder zurückzudrehen.“
Nicht nur in diesem Bericht wird, wie so häufig, das Narrativ bedient, Trump verwehre sich prinzipiell gegen Schwangerschaftsabbrüche. Diesem Narrativ ist jedoch vehement zu widersprechen. Dass Schwangerschaftsabbrüche von Bundesstaaten abhängig sind und dass Trump diesen Umstand nicht ändern möchte, darf gut und gerne kritisiert werden. Allerdings hat er an mehreren Stellen betont, dass er eben nicht generell gegen Schwangerschaftsabbrüche ist, das heißt, auch nicht vorhat das Gesetz in dieser Hinsicht zu ändern. Das bedeutet, dass Trumps Präsidentschaft bezüglich dieses Themas keinen Fortschritt für das Frauenrecht bedeutet, hier aber auch nicht unmittelbar von einem Rückschritt ausgegangen werden muss.
Und ja, dass Trump wegen sexueller Nötigung angeklagt wurde und zu einer Zahlung von Entschädigungsgeld verurteilt worden ist, spricht nicht gerade für ihn.
Allerdings liegt hier der Fall eben nicht so klar, wie etwa im Falle von Dominique Pelicot[4].
Ich halte es schlicht weder für unmöglich, noch für gesichert, dass alle diesbezüglichen Vorwürfe gegen den amerikanischen Präsidenten zutreffen.
Feststeht, dass derartige Mutmaßungen keine Beweise für die vermeintliche Absicht Trumps sind, Frauenrechte in den USA abzuschaffen.
Ohne Argumente inhaltlicher Natur, die bei näherer Betrachtung einer Kritik tatsächlich standhalten könnten, wird in diesem Bericht immer wieder die Litanei, Trump sei Frauenfeind, Rassist und behindertenfeindlich, gebetsmühlenartig wiederholt.
Monitor behauptet zudem an anderer Stelle, mit Trumps Sieg werde eine „neue Männlichkeit“ eingeläutet, welche Frauen beherrschen und unterwerfen wolle und welche der „Feminisierung der Gesellschaft“ energisch entgegentrete. Es werde dadurch ein Kampf „starker Männer“ gegen „schwache Frauen“ beschworen.
Was tatsächlich zutrifft, ist, dass nach Trumps Sieg Hashtags wie #yourbodymychoice in rechtsextremen bzw. Incel-behafteten Foren kursierten, mit denen die Lust an der Unterwerfung und Gewalt gegen Frauen Ausdruck verliehen wurde. Doch was bei solchen Berichten gerne weggelassen wird, ist die Tatsache, dass Trump selbst weder den Hashtag ins Leben gerufen, noch verbreitet oder ihn in irgendeiner anderen Form für gut befunden hat. Des Weiteren kann auch nicht behauptet werden, dass ein Großteil der Wählerschaft, die für Trump gestimmt haben, rechtsextrem ist und solche Hashtags am laufenden Band verbreiten würde. Offenbar ist man hier, wie so häufig, einem logischen Fehlschluss erlegen:
Nur weil auch Rechtsextreme Trump gewählt haben, sind nicht alle Wähler Trumps rechtsextrem.
Rechtsextreme Trump-Wähler dürften zwar aufgrund von Trumps rechten Populismus und ihrem Hang, Lücken in ihrem Sinne zu füllen, nicht selten zu dem Schluss kommen, dass er ihre Weltsicht teilt, allerdings lassen Trumps Taten und Aussagen allein diesen Schluss nicht zu. Seine Taten und Aussagen können fragwürdig, irritierend, ja selbst alarmierend oder schlichtweg objektiv falsch sein, das macht ihn aber immer noch nicht zu einem Rechtsextremen, der es darauf abgesehen hat, die Demokratie und Frauenrechte abzuschaffen.
Vielmehr ist davon auszugehen, dass Trumps Wahlsieg kein Zeitalter der „neuen Männlichkeit“ einläutet, sondern dass die Salonfähigkeit „alter Männlichkeit“ und archaischer Vorstellungen bezüglich geschlechtsbedingter Herrschaftsverhältnisse in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen in großem Maße zugenommen hat.
Diese Entwicklung ist aber weniger Ausdruck davon, dass Trump selbst ein Abbild dieser „alten Männlichkeit“ darstellt, sondern, dass diese „alte Männlichkeit“ anteilig immer in der Gesellschaft verhaftet blieb bzw. neuen Aufschwung erhielt und dass also eine Verdrängung aus ganz unterschiedlichen Gründen nie so wirklich geglückt ist.
Einer der Gründe für die misslungene Verdrängung und der vermeintlichen Reinkarnation dieser „alten Männlichkeit“, dürfte sein, dass die Aufarbeitung bzw. Ablehnung archaischer Rollenbilder in den letzten paar Jahrzehnten nicht mittels rationaler Argumente und im Rahmen demokratischer Prozesse stattfand, sondern mittels der autoritären Durchsetzung einer Moral der Gleichheit. Damit einherging der Impetus von politischer Korrektheit und dem Credo, keine Gefühle von Minoritäten verletzen zu wollen.
In den letzten 10 Jahren kulminierte dieser Impetus der politischen Korrektheit immer aggressiver in der fixen Idee, bei geschlechterbezogenen Themen jeden Bezug zur 1. Natur austreiben zu wollen, welche wie keine zweite den Unterschied markiert und damit die Moral der Gleichheit unweigerlich in Frage stellt.
Dass also Transsexualität beziehungsweise die Frage, was denn nun eigentlich eine Frau sei, in der westlichen Welt mittlerweile zu einer Gretchenfrage geworden ist, hängt extrem stark mit diesen zuvor ausgeführten Entwicklungen zusammen.
Trumps Wahlerfolg hatte selbstverständlich etwas mit seinem Wahlprogramm zu tun, in dem er deutlich machte diese Entwicklungen zurückdrängen zu wollen.
Dieses Zurück-drängen-wollen ist jedoch mitnichten einfach als Regress zu werten. Vielmehr ist es eine Antwort auf einen vermeintlich „progressiven“ Aktivismus, welcher die Gefühle einer lauten und aggressiven Minderheit für schwerwiegender hält, als rationale Argumente oder den Schutz von Frauen und Minderjährigen.
Der Backlash gegen diesen Aktivismus ist also nicht als Reaktion einer komplett rechtsextrem eingestellten Wählerschaft zu bewerten. Vielmehr bekamen auch Rechtsextreme durch das Polarisieren der Moral der Gleichheit eine neuen Aufschwung sowie einen Aufhänger, ihre eigenen Positionen in Abgrenzung zu dieser Moral zu forcieren und damit aus nachvollziehbaren Gründen Erfolge in Form von Zuspruch einzustreichen.
Wenn jegliche Kritik an der Moral der Gleichheit als „rechts“ bzw. gar „rechtsextrem“ diffamiert wird, haben Rechtsextreme leichtes Spiel auf Stimmenfang zu gehen.
Und ja, selbstverständlich ist eine Erstarkung extremistischer Positionen (linker, wie rechter Coleur) festzustellen. Und diese Entwicklung, also der erstarkende Hang zum Extremismus und die gleichzeitige Relativierung tatsächlich extremistischer Positionen, ist ohne jeden Zweifel bedenklich.
Jedoch ist es genau aus diesem Grund so wichtig, hier definitorisch sauber zu bleiben und einen Donald Trump nicht als das Urböse oder die Personifikation des Faschismus zu überzeichnen.
Doch deutsche Medien tun immer wieder genau das.
So wird beispielsweise auf die Dekrete[5] hin, welche Trump kurz nach seinem Amtsantritt verabschiedete, im Tagesspiegel[6] reflexartig behauptet, Trump habe es auf Transsexuelle abgesehen, anstatt hier tatsächliche die Realität abzubilden, die zeigt, dass sich die bisher verabschiedeten Dekrete weniger gegen Transmenschen an sich, als vielmehr gegen einen vollkommen wildgewordenen und frauenfeindlichen Transaktivismus richten.
Trump stellt in diesen Dekreten unter Anderem fest, dass es nur zwei biologische Geschlechter, männlich und weiblich, gibt und dass diese biologische Realität Vorrang hat, wenn es um die Zuweisung bzw. Zulassung von Schutzräumen für Frauen geht.
Hier geht es also vor allem um eine Spezifizierung des Gesetzes, das Frauen und Mädchen vor männlichen Zugriffen schützen soll, also gerade um die Bewahrung von erkämpftem Frauenrecht. Es geht in ihnen weniger darum, irgendwelche Identitäten zu negieren, als vielmehr darum, gegen die Willkürlichkeit der Definition von Geschlecht vorzugehen, die in jüngster Geschichte nachweislich dazu geführt hat, dass Frauenräume eben nicht mehr ausreichend geschützt werden konnten.
Den nachvollziehbaren Grund für die Verabschiedung der Dekrete nicht zu benennen, ist typisch für eine Klientel, welche anderen gerne Extremismus und eindimensionales Denken vorwirft und gleichzeitig wichtige Informationen für die Einordnung der Sachlage unterschlägt. Hätte der derzeit grassierende Transaktivismus zu keinen evidenten und omnipräsenten Problemen geführt, wäre dieser und der Gegenstand seines Aktivismus auch nicht zu einem derartig großen Thema in Trumps Kampagne geworden und hätte sicherlich nicht zu der Notwendigkeit der verabschiedeten Dekrete geführt.
Man kann sich in den USA seit der Verabschiedung der Dekrete übrigens immer noch als das identifizieren, als was man möchte, allerdings hat diese Selbstidentifizierung keine rechtlichen Folgen mehr, was für Frauen und geltendes Frauenrecht nicht als Verlust, sondern vielmehr als Gewinn aufgefasst werden muss.
Doch Transaktivisten, die das Zurückdrängen ihres eigenen Wahnsinns mit der Beschneidung von Menschenrechten verwechseln, nehmen das Aussprechen solcher Banalitäten, wie etwa, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt und dass Frauenräume geschützt werden müssen, gerne zum Anlass, um Kritiker, vor allem Frauen, zu diffamieren und darauf zu drängen, diese Form der Widerspenstigkeit mindestens mit sozialer Isolation bzw. einem rigorosem Ausschluss zu bestrafen. Das Aussprechen biologischer Fakten ließe Transmenschen sich unsicher fühlen, weswegen der einzige logische Schluss sein dürfe, jeden, der es wagt, diese Realität auszusprechen, aus allen (öffentlichen wie privaten) Räumen zu verbannen.
Es ist die sogenannte Crybully-Taktik.
Diese beschreibt eine ganz bestimmte Form des Mobbings, wobei sich die Mobber als die eigentlichen Opfer inszenieren und ihre Taten als „Selbstverteidigung“ verklären.
Derartiges Mobbing müssen seit einigen Jahren viele Frauen , vor allem Frauen in linken Räumen, ertragen.
Ich selbst wurde schon mehrmals Opfer von anonymen Cancel-Kampagnen von irgendwelchen „queeren Kollektiven“, in denen behauptet wurde, ich sei „transfeindlich“, würde der „Neuen Rechten“ und „Rechtsradikalen“ den Weg ebnen, man könne sich in meiner Gegenwart als Transperson nicht „sicher“ fühlen und meine Taten seien quasi mit denen eines Sexualstraftäters gleichzusetzen.
Zur Erinnerung: alles, was ich tue und bisher tat, war, die queer theory und die daraus resultierende Praxis aus einer immanent linken Position heraus zu kritisieren.
Diese Anschuldigungen gegen mich sind so wahnsinnig, wie gefährlich. Im Transaktivismus wird Gewalt gegen Frauen nicht nur bagatellisiert, es wird regelrecht dazu aufgerufen. Die Parolen gegen Frauen, die sie als „Terfs“ bezeichnen und dieses Akronym jedem überstülpen, der es wagt den Transaktivismus zu kritisieren, sind nicht selten Aufrufe zur Gewalt gegen Frauen. Dort heißt es: „TERFS boxen!“ Oder „Kill a TERF!“ (- zu deutsch: „Töte eine TERF!“)— derlei Ausrufe werden mittlerweile von einer breiten Masse von Linken mitgetragen und gutgeheißen.
Ich habe Glück, dass ich ein stabiles soziales Umfeld habe und dass mein enger Freundeskreis zu mir hält. Dieses Privileg haben jedoch leider nicht alle Frauen, die mutig genug sind queere Theorie und Praxis zu hinterfragen.
Mutige Frauen wurden in den letzten Jahren in linken Kreisen vermehrt verraten und ausgegrenzt. Und das sowohl von Männern als auch von Frauen.
Das Aufrufen zur Gewalt gegen Menschen, die man zu seinen politischen Opponenten erklärt, mutet viel eher faschistisch an, als das Aussprechen der biologischen Binse — es gibt nur zwei Geschlechter.
Die Idee, dass die linke Identität einen vor den Fallstricken eines faschistischen Mindsets schützen und einen daran hindern könnte, unfaires, intrigantes, ausgrenzendes, ja geradezu sadistisches Verhalten an den Tag zu legen, ist die größte Lüge, die sich identitäre Linke seit jeher — und seit etwa einem Jahrzehnt besonders vehement — selbst erzählen.
Dieses Verhalten wird gerne auf ebenjene projiziert, gegen die man sich unfair verhält, gegen die man intrigiert, die man ausgrenzt und an deren Leid man sich ergötzt. Den Opfern dieses Verhaltens wird nicht selten ihr links-sein abgesprochen und sie werden der politischen Feindesseite zugeordnet — der politischen Rechten.
Das führt in der Konsequenz nicht selten dazu, dass Menschen, die vormals eher positiv, neutral oder zumindest nicht feindlich gesinnt gegenüber linken Ideen waren, von linken Organisationen, Initiativen und Räumen entfremdet werden.
Das sind Menschen aus unterschiedlichen politischen Milieus, die jedoch nicht befehlshörig und eifrig dahinter her sind, von anderen als tugendhaft wahrgenommen zu werden und die stattdessen einen Meinungspluralismus nicht nur aushalten können, sondern ihn sogar schätzen.
Das Gros der Linken möchte jedoch eigentlich keinen Meinungspluralismus. Sie möchten nicht differenzieren. Sie polarisieren. Alles, was sich in ihren Augen nicht als „links“ klassifizieren lässt, gerät schnell unter Verdacht „rechtsextrem“ oder mindestens genauso „moralisch verwerflich“ zu sein.
Vor diesem Hintergrund soll die CDU/CSU nach ihrem Verständnis dasselbe wie die AfD und die AfD dasselbe wie die NSDAP sein.
Das ist eine Nivellierung der Unterschiede, welche gerade die Relativierung tatsächlicher faschistischer Aussagen und Taten vorantreibt und damit einem erneuten Sieg des Faschismus nicht vorbeugt, sondern ihm, im Gegenteil, maßgeblich zuarbeitet.
Der Backlash, welcher nicht nur Trumps Wahlsieg, sondern auch die Erfolge der AfD ermöglichte, folgte nachweisbar auf eine gesellschaftliche Entwicklung, welche mit einer Moral der Gleichheit und dem Nivellieren der Unterschiede ihre Zuspitzung fand.
In Deutschland hatten sich die Queer Theory und der Transaktivismus in den 2010er Jahren erfolgreich in entscheidungsträchtigen Institutionen etabliert, wie etwa im medizinischen Feld, in psychotherapeutischen Fachgremien, Kliniken und in der Pharmazie, oder auch im bildungspolitischen Milieu, wie z.B. der Bundeszentrale für politische Bildung, feministischen Initiativen der Parteien Bündnis die Grünen, der Linken, der SPD und auch bei der CDU.
Auch mediale Institutionen, wie öffentlich-rechtliche Sender sowie linke und liberale große Deutsche Zeitungen, wie die Süddeutsche, der Tagesspiegel, die Zeit, Frankfurter Rundschau, tendierten in den letzten Jahren zu einer einseitigen und transaktivistisch zugewandten Berichterstattung.
Jan Böhmermann konnte es sich im Dezember 2022 mit seiner Sendung im ZDF Magazin Royale nicht verkneifen, Frauen, die es wagen biologische Fakten auszusprechen, als „#Terds“ – also als Kackhaufen, zu bezeichnen und ihnen per se eine Nähe zu Russland sowie eine regressive Sexualmoral zu unterstellen.[7]
Die Bundesregierung hat im Jahr 2022 erstmals einen „Queerbeauftragten“, Sven Lehmann, ernannt, der seit jeher versucht Kritiker der Queer Theory sowie des Transaktivismus mit staatlicher Repression zu versehen.
Es ist also durchaus angemessen hier von einer erheblichen Einflussnahme durch einen Trans- bzw. Queeraktivismus zu sprechen, welche sich extrem autoritär und undemokratisch geriert.
Der Queeraktivismus initiierte dabei sukzessive die Einbetonierung verschiedener feministischer Strömungen:
Immer rigoroser und vehementer gab sich der Queeraktivismus für den neuen und „einzig richtigen“ Feminismus aus, welcher eine Form des Trans- und Homosexuellenaktivismus unter sich subsumierte.
Eine Definition für Frau, die nicht tautologisch anmutete oder unmittelbar mit dem subjektiven Empfinden zusammenhing, wurde dabei zur Unmöglichkeit, das Aussprechen biologischer Fakten zu einem „biologischen Essentialismus“ verklärt.
Die aggressive Natur des Queeraktivismus hat selbstredend nicht zu mehr Akzeptanz von Frauenthemen, Transrechten oder Homosexuellenrechten geführt, sondern, ganz im Gegenteil, zu einer Abnahme der Akzeptanz.
Diese Abnahme zeichnet sich selbstredend in dem legitimen Zurückdrängen transaktivistischer Ideen, aber auch in der tatsächlichen Zunahme von Ressentiments gegenüber Transmenschen, Homosexuellen sowie Frauen bzw. Feministinnen wider. Das erneute Erstarken der „alten Männlichkeit“ und des Extremismus insgesamt, ist, wie zuvor schon betont, besorgniserregend. Viele, teils linke Kritikerinnen wie ich oder auch andere AutorInnen der sogenannten Kreischreihe, Till Randolf Amelung, Vojin Sasa Vukadinovic, Patsy L’amour la Love und viele andere, warnen schon seit Jahren vor diesem Backlash und bekamen dafür von entsprechenden Aktivisten nur Hohn, moralisierende Standpauken oder Drohungen entgegen geschleudert.
Heute sind diese Prognosen nicht mehr nur Hypothesen, sondern sie realisieren sich in Eilgeschwindigkeit: Dazu gehört der Aufstieg der Rechten nicht nur in den USA, sondern das generelle Erstarken regressiver Mächte, auch in der restlichen, nicht ausschließlich westlichen oder westlich orientierten Welt.
Trumps Wahlsieg darf hier, wie gesagt, nicht einseitig, als reiner Regress, bewertet werden. Sein Amtsantritt leitete zunächst vor allem ein Zurückdrängen neu-linker Prämissen ein. Zu diesen zählen die kontrafaktischen, fixen Ideen, es gäbe mehr als zwei biologische Geschlechter und es gäbe keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Transfrauen.
Dieses Zurückdrängen muss aus feministischer Perspektive also wirklich erst einmal positiv gewertet werden.
Das macht aus Trump jedoch freilich keinen Feministen oder einen verlässlichen Bewahrer des Frauenrechts.
Dennoch sei an dieser Stelle durchaus die Frage erlaubt, ob es um den Feminismus, um Frauenrechte und auch um Israel oder die Ukraine so viel besser bestellt gewesen wäre, hätte Kamala Harris die Wahl gewonnen. Dieses Dilemma kann man durchaus als die eigentliche Crux herausstellen.
Statt Trumps Wahlsieg zu dämonisieren, kann jener auch als Chance für eine Rückbesinnung auf einen Feminismus genutzt werden, welcher sich von dem irrgewordenen Queeraktivismus der letzten 10 Jahre befreit und in dem das Subjekt Frau wieder in den Vordergrund gerückt wird.
Vielleicht muss, ja sollte! es hierfür auch nicht den „einen Feminismus“ geben, sondern darf es wieder erlaubt sein, unterschiedliche Strömungen zu haben, die miteinander reden und konstruktiv streiten, anstatt dieses Schwarz-Weiß-Denken der letzten Jahre, dieses Freund-Feind-Schema, weiter fortzusetzen.
[1] Die Demokratische Partei ist mit ca. 47 Millionen registrierten Anhängern neben der Republikanischen Partei die größere der beiden großen politischen Parteien in den Vereinigten Staaten.
[2] https://www.deutschlandfunk.de/trump-usa-praesident-start-zweite-amtszeit-100.html
[3] https://www.youtube.com/watch?v=VDPsFxb_zCE
[4] Anmerkung: Der Fall Pelicot war Thema eines weiteren Redebeitrags auf derselben Veranstaltung.
[5] https://en.wikipedia.org/wiki/Executive_Order_14168
[6] https://www.tagesspiegel.de/internationales/trumps-usa-wollen-nur-zwei-geschlechter-anerkennen-eines-des-ersten-dekrete-zielt-auf-trans-menschen-13055863.html
[7] https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tv-medien/fernsehen-tv-zdf-magazin-royale-jan-boehmermann-ueber-schwarzer-und-von-storch-transfeindlichkeit-schweisst-zusammen-li.293567